Fahrer der Kölner Verkehrs-Betriebe im Streik "Die Fahrgäste sind ja auch Arbeitnehmer"

Am Mittwoch wird im öffentlichen Dienst in NRW gestreikt. In Köln fahren die Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe nicht. Straßenbahnfahrer Jürgen Sperling verteidigt die Maßnahme im Interview.

 Stadtbahnfahrer Jürgen Sperling, 56 Jahre

Stadtbahnfahrer Jürgen Sperling, 56 Jahre

Foto: Hauser

Der Warnstreik im öffentlichen Dienst dauert noch bis in die Morgenstunden. Viele Busse und Bahnen fahren deshalb nicht. Straßenbahnfahrer Jürgen Sperling von den Kölner Verkehrs-Betrieben verteidigt die ganztägige Arbeitsniederlegung.

Herr Sperling, hätte ein Vormittag Streik nicht auch gereicht?

Jürgen Sperling Naja, wenn kaum jemand mitkriegt, dass gestreikt wird, macht das Ganze wenig Sinn. Wir streiken bei den KVB geschlossen, die Kollegen in den Stellwerken haben ja auch dicht gemacht. Es geht darum, die Forderungen der Gewerkschaften durchzusetzen: Wir wollen eine angemessene Lohnerhöhung und die Sicherung unserer Arbeitsplätze.

Welche Reaktionen bekommen Sie von der Kundschaft?

Sperling Bisher fast nur positive. Viele finden das in Ordnung, auch wenn sie fragen: Wie komme ich jetzt zur Arbeit, wo kann ich mein Kind unterbringen? Aber da muss ich sagen: Wir hatten auch kleine Kinder, die mussten irgendwie versorgt werden, da ist mal die Oma eingesprungen, mal Freunde, Nachbarn. Der Streik kam heute ja nicht aus dem Nichts, sondern war rechtzeitig angekündigt.

Sie sind Straßenbahnfahrer bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB). Auf welchen Linien sind Sie unterwegs, wenn Sie nicht streiken?

Sperling Ich bin meistens zwischen Bonn und Köln unterwegs und fahre die Bahnen der Linien 16, 17 und 18.

Okay, man kann sagen, dass das ziemlich stark frequentierte Linien sind. Sämtliche Busse und Bahnen bleiben von Mittwochnacht bis Donnerstagmorgen in den Depots. Viele sind aber darauf angewiesen. Wäre es nicht auch eine Nummer kleiner gegangen?

Sperling Nein. Die Fahrgäste sind zwar unsere Kunden, aber andererseits ja auch selbst Arbeitnehmer, die ja vielleicht ebenfalls irgendwann mal in die Bredouille kommen werden, für ihre Interessen zu streiken. Und dann kann es mir passieren, dass ich zu einer Verwaltung gehe und vor verschlossener Tür stehe.

Was passiert, wenn Verdi nach den Osterferien nochmal zum Streik aufruft?

Sperling Dann werden wir wieder dabei sein, um das Ganze mit Nachdruck zu forcieren.

Das Gespräch führte Claudia Hauser

(hsr)
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