Verkehrsunfallstatistik 2017 für Köln Mehr Kinder verunglücken mit dem Rad auf dem Schulweg

Köln · Weniger Unfälle, weniger Verletzte, weniger Tote. In Köln ist die Zahl der Unfälle gesunken, nachdem sie 2016 auf Rekordniveau war. Aber nicht in allen Kategorien gibt es positive Entwicklungen.

113 Menschen sind durchschnittlich betroffen, wenn ein Mensch bei einem Unfall ums Leben kommt. "Dazu gehören Freunde, Verwandte, Kollegen — aber auch die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, die die Toten bergen", sagt Manuel Kamp, Kölns stellvertretender Polizeipräsident, am Freitag bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik im Kölner Polizeipräsidium.

Ein Unfall, der auch die Einsatzkräfte immer noch beschäftige, sei im August 2017 geschehen. Damals fuhr ein 32-Jähriger auf der Autobahn 4 bei Kerpen ungebremst auf einen Sattelzug auf. Kurze Zeit später raste ein weiteres Auto mit vier Menschen im Alter von 18 bis 21 Jahren in die Unfallstelle. Drei der Insassen verbrannten, auch der Unfallverursacher starb. Die Polizisten hatten noch versucht, die Verletzten zu retten, mussten dann aber mitansehen, wie das Auto in Brand geriet.

Es ist einer der schwersten Unfälle, die 2017 im Gebiet der Kölner Autobahnpolizei passiert sind. Insgesamt sind die Zahlen aber leicht zurückgegangen.

Weniger Unfälle, weniger Verletzte, weniger Tote — mit fast 42.000 Unfällen lag die Zahl der Unfälle im Jahr 2016 noch so hoch wie seit 25 Jahren nicht. 2017 gab es 266 Unfälle weniger — und damit auch weniger Verletzte. Die Zahl ist von 5773 Verletzten und Getöteten auf 5600 zurückgegangen.

Keine Negativ-Rekordwerte mehr - aber "wir müssen in der Langezeitbetrachtung trotzdem eine steigende Tendenz feststellen", wie Manuel Kamp, Kölns stellvertretender Polizeipräsident, sagt. Der Grund für diese Entwicklung sind unter anderem viele Staus, aber auch eine insgesamt höhere Verkehrsdichte. Die wichtigsten Punkte aus der Statistik:

  • Im Kölner Stadtgebiet sind im vergangenen Jahr 14 Menschen an den Folgen von Unfällen gestorben, sieben davon waren Fußgänger oder Radfahrer. 2016 gab es 18 Verkehrstote.
  • Im sechsten Jahr in Folge ist kein Kind bei einem Unfall auf Kölner Straßen getötet worden. Auf der Autobahn 4 bei Köln-Klettenberg starb aber an Heiligabend ein Sechsjähriger, der aus dem Auto geschleudert und überfahren worden war.
  • Insgesamt 2017 Radfahrer sind verunglückt — für die Polizei ist das ein außergewöhnlich hohes Niveau. In 2016 waren es zwei mehr. Zwei Radfahrer sind im vergangenen Jahr gestorben. "In mehr als der Hälfte der Fälle hat der Radfahrer leider zu dem Unfall beigetragen", sagt Martin Lotz, Leiter der Direktion Verkehr. Radfahrer missachteten demnach häufig die Vorfahrt, fuhren auf der falschen Seite oder waren zu schnell unterwegs.
  • Auch Rad fahrende Kinder werden immer wieder auf den Straßen verletzt: Von 110 ist die Zahl der verletzten Kinder auf 154 angestiegen. Die meisten Kinder verunglückten auf dem Schulweg. Den Anstieg der Zahl kann sich die Polizei noch nicht erklären. Stellen, an denen besonders häufig Kinder verunglücken, gibt es nicht.
  • Auf den Autobahnen rund um Köln und Leverkusen sind die häufigsten Unfallursachen nach wie vor Ablenkung, zu hohe Geschwindigkeit und zu geringer Abstand. Die Unfallzahlen sind ebenfalls gesunken. Es kamen aber 16 Menschen ums Leben, das sind sieben weniger als im Vorjahr.

Die Kölner Polizei ist nach wie vor mit Beamten des "Projekt Rennen" auf Raserjagd. Nachdem 2015 drei Menschen in Köln mutmaßlich bei illegalen Rennen ums Leben gekommen waren, hat die Polizei den Kampf gegen Raser zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht.

Die Raserszene, die sich am Tanzbrunnen traf, wurde zerschlagen, auch 2017 kontrollierten die Beamten fast 5400 Autos, erteilten 66 Fahrverbote, stellten sechs Führerscheine sicher und zogen mehr als 200 Autos aus dem Verkehr, die nicht straßentauglich waren. "Im vergangenen Jahr ist niemand in Köln bei einem illegalen Rennen ums Leben gekommen", sagt Lotz.

Dass das "Projekt Rennen" noch Sinn macht, hat sich am Donnerstag gezeigt, als sich in Köln-Marienburg eine 20-jährige BMW-Fahrerin und ein 18-Jähriger in einem Mercedes ein Rennen geliefert haben und mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde in Richtung Autobahn gerast sind. Die Polizei stoppte sie, sie erwartet nun ein Verfahren.

Und das Kölner Landgericht ist noch mit den Folgen eines schweren Raserunfalls auf dem Auenweg beschäftigt: Ab 12. März stehen die beiden jungen Männer erneut vor Gericht, die bereits für den Tod einer 19-jährigen Radfahrerin verurteilt worden waren. Der Bundesgerichtshof hatte die Bewährungsstrafen aufgehoben.

Nun kommen sie möglicherweise doch noch ins Gefängnis. Der Bundestag hatte nach mehreren tödlichen Unfällen bundesweit ein Gesetz verabschiedet, wonach illegale Rennen jetzt als Straftat und nicht mehr als Ordnungswidrigkeit gelten.

(hsr)
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