Kölner OB-Kandidatin Uni-Klinik: Reker kann vollständig gesund werden

Köln · Henriette Reker, parteilose Kandidatin bei der OB-Wahl in Köln, ist am Samstag bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Nach einer Notoperation ist sie laut den behandelnden Ärzten außer Lebensgefahr. Sie könne wieder vollständig genesen, sagten die Ärzte der Uni-Klinik.

Henriette Reker bei Angriff in Köln schwer verletzt
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OB-Kandidatin Reker in Köln bei Messerangriff verletzt

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Foto: ANC-NEWS

"Die Operation von Frau Reker ist sehr gut verlaufen", teilte Professor Bernd Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln, am Samstagabend mit. "Wir haben keinen lebensbedrohlichen Zustand mehr."

 Mit diesen Bowie Knife, einem nordamerikanischen Kampfmesser, ging der Täter auf Reker los.

Mit diesen Bowie Knife, einem nordamerikanischen Kampfmesser, ging der Täter auf Reker los.

Foto: RPO/Christian Schwerdtfeger

Professor Karl-Bernd Hüttenbrink, Direktor der Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde der Uniklinik, sagte zur Prognose für die 58-jährige Reker: "Wir halten zum jetzigen Stand und bei normalem Verlauf die vollständige Wiederherstellung der Gesundheit von Frau Reker für wahrscheinlich." Die Ärzte wollten sich frühestens am Sonntagnachmittag wieder zum Zustand Rekers äußern, sagte ein Sprecher der Uni-Klinik.

Die Notoperation wurde Im Universitätsklinikum Köln an der Kerpener Straße durchgeführt. Wie unsere Redaktion schon am Nachmittag erfuhr, hatte die 58-Jährige gegen 14.20 Uhr die Operation überstanden, es seien keine lebenswichtigen Organe verletzt, hieß es aus Kreisen des medizinischen Personals. Reker wurde nach der Tat zunächst in den Schockraum der Notaufnahme eingeliefert. Sie war bei Bewusstsein und ansprechbar.

 Auf dieser Station im Kölner Uniklinikum wird Henriette Reker nach dem Angriff behandelt.

Auf dieser Station im Kölner Uniklinikum wird Henriette Reker nach dem Angriff behandelt.

Foto: RPO/Thomas Reisener

Die Polizei und ein privater Sicherheitsdienst hatten das Gebäude weitgehend abgeriegelt. Die Angehörigen der Verletzten, zu denen auch Wahlkampfhelfer der Grünen und der CDU gehören, wurden von der Uniklinik ebenfalls abgeschirmt. Auch eine Mitarbeiterin ihres Wahlkampfteams sei verletzt worden. Laut "Express" handelte es sich dabei um Katja Heuer. Die Verletzten hatten nach Informationen der Stadt Köln versucht, den Angreifer zu überwältigen. Auf dem Markt hatte Reker einen ihrer letzten Termine vor der Wahl am Sonntag.

Polizeipräsident Wolfgang Albers hatte zuvor auf einer Pressekonferenz am Nachmittag gesagt, Rekers Zustand sei aktuell stabil, aber sie sei "nicht über den Berg". Die Tat ereignete sich an einem Infostand auf einem Wochenmarkt an der Aachener Straße in Braunsfeld. Reker wurde vom 44-jährigen Täter mit einem Messerstich in den Hals getroffen.

Bislang kein Hinweis auf Drohungen im Vorfeld

Der Täter wurde bereits wenige Minuten nach der Tat festgenommen. Nach Informationen unserer Redaktion leistete der Täter bei seiner Festnahme keinen Widerstand und rief: "Ich musste es tun. Ich schütze euch alle." Der 44-Jährige ist nach Köln-Kalk ins Gefängnis gebracht worden.

Aus Kreisen des Wahlkampf-Teams hieß es, dass nichts über Drohungen gegen Reker bekannt gewesen sei. Die 58-Jährige sei am Samstag gutgelaunt zum Markt aufgebrochen. Sie sei optimistisch gewesen und habe sich auf die Wahl gefreut, "selbst wenn es knapp werden würde und zur Stichwahl käme", sagte ein Augenzeuge. Die Polizei bestätigte, dass von Drohungen gegen Reker nichts bekannt gewesen sei.

Pfarrerin betreut Augenzeugen

Die Augenzeugen der Tat wurden von der Pfarrerin der evangelischen Clarenbachkirche betreut, die neben dem Markt liegt. "Wir sind alle geschockt von den Ereignissen", sagte Ulrike Graupner. "Man kennt sich hier. Das ist ein friedlicher Stadtteil." Einige der Augenzeugen, mit denen die Seelsorgerin das Erlebte verarbeiten will, kenne sie persönlich. Nun müsse man reflektieren und versuchen, in Gesprächen die Tat aufzuarbeiten.

Die Aachener Straße war Richtung Stadion zeitweise gesperrt, auch mehrere Nebenstraßen waren abgeriegelt. Der Tatort liegt in einem beliebten Einkaufsviertel an der Aachener Straße in Braunsfeld, das an Samstagen sehr gut besucht ist. Trotz Sperrungen ging der Betrieb auf dem Markt weiter. Die Polizei sah keinen Grund den Markt zu schließen, da der Tatort etwas abseits an der Aachener Straße vor dem Eingang zum Markt lag.

Reker soll SPD-Bürgermeister verhindern

Die gebürtige Kölnerin Reker ist Juristin und war von dem damaligen CDU-OB Oliver Wittke 2000 als Dezernentin nach Gelsenkirchen geholt worden. Die Grünen, denen die parteilose OB-Kandidatin deutlich zugeneigt ist, holten sie später zurück in ihre Heimatstadt. Im Wahlkampf wird Reker nicht nur von ihnen, sondern auch von CDU, FDP und den Freien Wählern unterstützt. Der CDU kommt es vor allem darauf an, den SPD-Kandidaten Jochen Ott zu verhindern.

(spol)
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