Mit Joachim H. Luger Und Simone Rethel Unsere Jugend ist spießig geworden

Köln · Im Kölner Theater am Dom stehen gerade Joachim H. Luger und Simone Rethel beim Stück "Wir sind die Neuen" bis zum 19. November auf der Bühne. Die Vorlage war der gleichnamige Kinofilm.

 Alt und Jung treffen sich im Stück "Wir sind die Neuen" mit Joachim H. Luger (2.v.r.) und Simone Rethel (3.v.r.). In den weiteren Rollen stehen Lutz Reichert, Katarina Schmidt, Florian Gierlichs und Julie Stark auf der Bühne.

Alt und Jung treffen sich im Stück "Wir sind die Neuen" mit Joachim H. Luger (2.v.r.) und Simone Rethel (3.v.r.). In den weiteren Rollen stehen Lutz Reichert, Katarina Schmidt, Florian Gierlichs und Julie Stark auf der Bühne.

Foto: Dennis Häntzschel

Im Stück "Wir sind die Neuen" dreht sich alles um eine Wohngemeinschaft. Haben Sie selbst auch WG-Erfahrung?

Joachim H. Luger Meine heftigste WG-Erfahrung hatte ich in Lübeck. Ich war dort in einer Wohngemeinschaft mit sechs Parteien. Wir hatten nur eine Küche, eine Dusche und einen Klingelknopf. Wer angeklingelt wurde, ergab sich aus der Häufigkeit des Klingelns. Oft stürmten alle zur Tür, nur derjenige, der gemeint war, fehlte. Das hatte uns damals mächtig genervt. Auch die Küche war ziemlich chaotisch, denn spülen wollte keiner. Ansonsten ging es in der 68er-Zeit ziemlich lustig und auch manchmal wild zu. Zwischenmenschliche Kontakte waren sehr angesagt. Manchmal ist auch schon mal eine Dame von ihrem Freund geflohen und hat bei einem anderen Bewohner Schutz gesucht - ähnlich wie bei uns im Stück.

Simone Rethel Ich habe keine WG-Erfahrung. Das Maximum war zu zweit mit einer Freundin in einer Wohnung. Es hat sich einfach nicht ergeben, obwohl ich sehr gerne mit Menschen zusammen bin. Aber ich war jetzt im Urlaub mit zwölf Freunden unterwegs, das hat sehr gut funktioniert. Man muss da aber auch etwas tolerant sein.

Könnten Sie sich vorstellen wie im Stück in eine Alters-WG zu ziehen?

Luger Ich habe einen großen Freundeskreis im Ruhrpott und wir treffen uns oft samstags zum Essen in einem Restaurant. Da haben wir schon ernsthaft über diese Idee nachgedacht, aber bislang gibt es zu viele Einzelinteressen und eine vernünftige Lösung haben wir noch nicht gefunden.

Rethel Noch besser als eine Alters-WG ist wie im Stück das Zusammenleben von Jung und Alt. Früher war das ja vor allem auf dem Land im Mehrgenerationenhaus ganz normal. Da hatten die alten Leute noch Aufgaben und wurden nicht ins Heim gebracht, wo nur noch Bedienung und Langeweile angesagt ist. Das beschleunigt den geistigen und körperlichen Verfall rapide.

Haben es Schauspieler da besser?

Rethel Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir unseren Beruf auch noch im Alter ausüben können. Das ist wirklich ein Geschenk - vor allem auch dadurch, dass wir auch mit jüngeren Kollegen zusammenkommen.

Luger Der Beruf hält uns fit im Kopf, wir sind gefordert - nicht nur durch das ständige Lernen der Texte. In meiner Rolle als Hans Beimer habe ich zudem noch im hohen Alter einen weiteren Sohn bekommen, der jetzt gerade vor der Einschulung steht. Auch der hält mich natürlich fit.

Die Jugend im Stück lebt ganz anders als die neuen, alten Mitbewohner. Ist unsere Jugend heute spießig geworden?

Luger Ja, absolut. Viele junge Leute sind heute sehr strebsam und wirken auf mich ziemlich spießig. Meine Nichte ist direkt mit ihrem ersten Freund zusammengezogen. Im Gegensatz zu meiner Jugend sind junge Beziehungen heutzutage oft deutlich stabiler. Aber damals kannte man ja auch noch kein Aids. Verändert hat sich auch, dass man heute jung und dynamisch sein muss. Auch das Outfit ist bisweilen deutlich konservativer geworden, wenn man zum Beispiel heute einen Abiball anschaut.

Welche persönliche Beziehung haben Sie beide zum Kölner Theater am Dom?

Luger Ich bin froh, dass ich neben dem Fernsehen wieder Theater spielen kann. In der Lindenstraße ist meine Rolle oft mit vielen Problemen belastet, da ist es toll, eine komische Rolle zu spielen und das Publikum zum Lachen zu bringen. Anfang 2000 habe ich meine erste Rolle hier im Theater am Dom gespielt. "Wir sind die Neuen" ist das fünfte Stück, das ich hier spiele. Ich liebe es, Theater zu spielen, weil ich immer das direkte Feedback vom Publikum bekommen. Im Gegensatz dazu spielt man im Fernsehen immer nur die Kulissen an.

Rethel Ich stand hier schon in den 70er Jahren mit Carl-Heinz Schroth auf der Bühne und war oft im Theater am Dom auf der Bühne. Das ist wie ein Heimspiel für mich.

Was bedeutet für sie Köln?

Luger Ich bin wirklich gerne in Köln und freue mich, wenn ich wie aktuell auch, hier für eine längere Zeit wohne. Ich erkunde dann die Stadt - und das gerne zu Fuß. Im Herzen bin ich Berliner geblieben und meine zweite Heimat ist - dank meiner Frau - der Ruhrpott.

Rethel Mein Vater stammt aus dem Rheinland und ich mag es sehr, hier mit einer Freundin aus Aachen in Köln durch die Museen zu gehen.

Service: Das Stück "Wir sind die Neuen" ist noch bis zum 19. November im Theater am Dom (Opernpassagen) zu sehen. Karten für das Stück gibt es an der Theaterkasse, Telefon 0221/2580153, Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 11-20 Uhr, So eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Weitere Infos finden sich unter:

www.theateramdom.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort