Attentat auf Kandidatin Jetzt erst recht wählen in Köln

Meinung | Düsseldorf · Nachdem klar ist, dass Henriette Reker trotz des Anschlags am Samstag auf ihr Leben wählen will, muss die Situation in Köln neu bewertet werden.

Attentate auf deutsche Politiker: Henriette Reker, Roger Kusch und Co.
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Attentate auf Politiker in Deutschland

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Auf das feige Attentat in Köln kann es nur eine Antwort geben: Jetzt erst recht wählen! Dies hat keiner besser begriffen als OB-Kandidatin Henriette Reker selbst: Sie will laut Medienberichten auf der Intensivstation ihre Stimme abgeben. Respekt vor Ihrer Kraft, vor ihrem Durchhaltewillen. Es spricht für die Gemeinsamkeit der Demokraten, wenn nun Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), Oppositionschef Armin Laschet (CDU) und auch FDP-Leiter Christian Lindner und Mona Neubauer von den Grünen sich in Köln demonstrativ unterhaken - "jetzt erst recht".

Denn aus Sicht aller Bürger in unserer Demokratie kann es keine Alternative geben, als die Wahl durchzuführen: Es darf nicht passieren, dass politische Wirrköpfe entscheiden, ob und wann Wahlen in unserem Staat stattfinden. Der Bürger muss frei entscheiden können. Und zwar am regulären Wahltag.

Natürlich ist dabei unglücklich, dass im Moment niemand weiß, ob die zu erwartende Wahlsiegerin Frau Reker das Amt dauerhaft wirklich ausfüllen kann, weil niemand die Folgen des Attentats jetzt absehen kann. Aber das ist alles andere als ein Problem: Erstens zeigt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, dass ein Spitzenpolitiker auch nach schlimmen Folgen eines Attentats viele Jahre lang der Gemeinschaft exzellent dienen kann - auch Oskar Lafontaine war viele Jahre lang trotz früherem Anschlag ein charismatischer Bundespolitiker. Zweitens ist Frau Reker zuzutrauen, dass sie selber richtig abwägen wird, wie sehr die Folgen des Attentats sie treffen: Wenn sie dann irgendwann ihr Amt vorzeitig abgeben würde, wäre dies eine freie Entscheidung von ihr, kein Zurückweichen vor der Gewalt - und dann würde in aller Ruhe eine neue Oberbürgermeisterwahl in Köln eingeleitet. Die Demokratie würde gut funktionieren.

(RP)
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