Korschenbroich 120 Jahre alter Engel erstrahlt in St. Andreas in neuem Glanz

Korschenbroich · Die Pfarrkirche St. Andreas ist um eine Kostbarkeit reicher. Der Trümmer-Engel war verschollen, kehrte dann ganz überraschend vor 24 Monaten heim nach Korschenbroich.

Korschenbroich: 120 Jahre alter Engel erstrahlt in St. Andreas in neuem Glanz
Foto: Olaf Henning

Allerdings konnte die Heiligenfigur ihre Strapazen und die Witterungseinflüsse nicht leugnen. Der Engel war in der Bombennacht vom 22. auf den 23. August 1943 vom Hauptaltar gestürzt und zunächst unter Trümmern begraben worden. Nachbar Josef Müller rettete damals die 60 Zentimeter hohe Engels-Skulptur. Zwischenzeitlich waren die Farben abgeblättert oder komplett verblasst. Das war damals. Heute erstrahlt der Engel - für alle gut sichtbar - in neuem Glanz.

Wer an Heiligabend die Andreas-Kirche verlässt, wird den Blick des Himmelsboten bemerken. Er wurde in Kevelaer fachgerecht restauriert und hat jetzt seinen Platz am höchsten Punkt des gotischen Spitzbogens gefunden - in der Sichtachse zur Orgelempore. "Ehre sei Gott" ist in geschwungenen Buchstaben auf seinem Spruchband zu lesen.

Für Alois Müller ist das ein klarer Auftrag an die Gläubigen. "Wenn ihr den geschützten Raum des Gotteshauses verlasst, denkt nicht nur an Euch. Denkt auch an die Menschen in Eurem Umfeld und teilt ihnen das Erlebte mit. Gebt das gute Gefühl, gebt die Botschaft Jesu Christi an sie weiter" - so übersetzt der frühere Andreas-Pfarrer den von ihm ausgewählten Schriftzug. Dass der Heimkehrer früher ein kleiner Teil des Hauptaltares war, ist für Müller eindeutig. Er belegt dies mit Aufzeichnungen von Historiker Jakob Bremer. Dass es ein Spruchband gab, davon ist Alois Müller auch überzeugt. Für ihn sind Engel himmlische Botschafter. Und so gab Müller den Schriftzug "Ehre sei Gott" in Auftrag. Dafür machte er sich eigens auf den Weg nach Kevelaer. Schließlich wollte er den Himmelsboten nicht mit zwei Dübeln und einem Haken schlicht und lieblos an der Kirchenwand montiert wissen. So suchte der 82-Jährige lange nach einer schmucken Lösung. Und genau die hatte er im Herbst gefunden. Er brachte einen Polygraphen und einen Schmiedemeister zusammen. Müller vertraute zunächst dem Schmiedemeister den Engel an, damit dieser ein kleines Gestell anfertigen konnte, um dann den Engel an der gedachten Fortsetzung der architektonischen Linien des Spitzbogens über dem Mittelgang zum Hauptportal schweben zu lassen. "Wir sind Pfarrer Müller sehr dankbar, dass er sich des Engels angenommen hat", sagt die stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Rita Mielke. Sie spricht mit ihrem Dank an den Alt-Pfarrer vielen Korschenbroichern aus dem Herzen: "Mit seinem ideellen und finanziellen Engagement hat er einmal mehr dafür gesorgt, dass unsere Kirche wieder ein Stückchen reicher und schöner geworden ist." Als Willkommensgruß für den restaurierten Engel planen Rita Mielke und Kantor Martin Sonnen für den 1. Februar, 17 Uhr, eine musikalisch-literarische Veranstaltung zum Thema "Ein Engel möge Dich begleiten."

(NGZ)
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