Korschenbroich 82 Bürger werden Paten für Flüchtlinge

Korschenbroich · Der ökumenische Arbeitskreis Asyl wird wiederbelebt. Eine unerwartet große Welle der Hilfsbereitschaft erreicht den Kreis: 82 Bürger wollen kurzfristig Patenschaften für Flüchtlinge übernehmen und ihre Vernetzung fördern.

 Pastoralreferent Dieter Praas (v.l.), Pfarrer Peter Grotepaß, Martin Kresse vom Arbeitskreis und Petra Köhnen vom Sozialamt ziehen an einem Strang.

Pastoralreferent Dieter Praas (v.l.), Pfarrer Peter Grotepaß, Martin Kresse vom Arbeitskreis und Petra Köhnen vom Sozialamt ziehen an einem Strang.

Foto: berns

Fast 16 Jahre nach Ende des Kosovokrieges nimmt der ökumenische Arbeitskreis Asyl jetzt wieder verstärkt seine Arbeit auf. Grund ist die Flüchtlingswelle, die von den internationalen Krisenregionen aus auch Korschenbroich erreicht. 221 Asylbewerber sind aktuell im Stadtgebiet untergebracht, drei weitere sollen Anfang nächster Woche ankommen. Der Arbeitskreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Flüchtlingen Starthilfe bei ihrer Integration und der Organisation ihres alltäglichen Lebens zu leisten. Dazu lud er jetzt Bürger ins evangelische Gemeindezentrum an der Freiheitsstraße ein, die den Asylbewerbern helfen möchten.

Genau 82 Bürger erklärten dabei ihre Hilfsbereitschaft. "Mit so einem Ansturm hätten wir nicht gerechnet. Das ist erstaunlich und ausgesprochen erfreulich", sagt Martin Kresse, Sprecher des Arbeitskreises, der seit den Unruhen zu Zeiten der Jugoslawienkriege nicht mehr in dieser Plenumsform tätig geworden ist. Jetzt soll kurzfristig und unbürokratisch geholfen werden - "doch diese Hilfe muss gut organisiert sein", sagt Kresse.

Beim ersten Treffen des Arbeitskreises Asyl wurde es bereits konkret. Die Bürger teilten sich in drei Arbeitsgruppen auf, die sich ab jetzt mit der besseren Vernetzung von Flüchtlingen und Bürgern der Stadt, mit der Sprachförderung und mit der Einzelbetreuung beschäftigen. Bereits in den nächsten Tagen soll auf Theorie auch Praxis folgen, sollen die ersten Maßnahmen in die Tat umgesetzt werden.

"Ich werde in den nächsten Tagen zwischen den Flüchtlingen und den hilfsbereiten Bürgern für die Einzelbetreuung vermitteln. Durch das Treffen des Arbeitskreises stieg die Zahl der potenziellen Betreuer bei der Ehrenamtsbörse der Stadt von 39 auf rund 75", erzählt Petra Köhnen vom Sozialamt. Bei ihr können sich auch weiterhin Menschen melden, die Flüchtlingen helfen möchten, sich in Korschenbroich zurecht zu finden. In der Arbeitsgruppe für die bessere Vernetzung, die von Dieter Praas, Pastoralreferent der katholischen Kirche, geleitet wird, wurde konkret die Förderung der Mobilität von Flüchtlingen etwa durch die Bereitstellung von Fahrrädern vorgeschlagen. Außerdem - so ein Vorschlag - sollen auch Sportvereine für die Asylbewerber zugänglich gemacht werden.

"Mit der Sprachförderung werden wir verstärkt im Glehner Pfarrzentrum für Erwachsene und in der Herrenshoffer Grundschule für Kinder ansetzen", berichtet Martin Kresse, zu dessen Arbeitsgruppe auch die Korschenbroicherin Sophany Cleven gehört. "Vor 40 Jahren bin ich selbst Flüchtling gewesen. Ich weiß also, wie sich die Asylbewerber fühlen und möchte ihnen so helfen, wie auch mir damals geholfen wurde", berichtet die 55-Jährige, die Mitte der 1970er Jahre vor dem Bürgerkrieg und den damit verbundenen Gräueltaten in Kambodscha geflohen war. Wie so viele der freiwilligen Helfer im Arbeitskreis will auch sie jetzt in ihrer Freizeit Hilfe leisten und Flüchtlingen als Ansprechpartnerin zur Seite stehen.

(NGZ)
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