Korschenbroich 96 neue Plätze für Flüchtlinge geplant

Korschenbroich · Bei einem Informationsabend sprach die Verwaltung über ihre Planungen für weitere Unterkünfte. Zurzeit leben rund 300 Asylbewerber in Korschenbroich, in den 90er Jahren während des Jugoslawienkrieges waren es doppelt so viele.

 Die Flüchtlingsunterkunft an der Rheydter Straße in Neersbroich soll im Juli bezugsfertig sein. 48 Menschen finden dann in den Containern Platz.

Die Flüchtlingsunterkunft an der Rheydter Straße in Neersbroich soll im Juli bezugsfertig sein. 48 Menschen finden dann in den Containern Platz.

Foto: Jörg Knappe

Noch in dieser Woche wird Korschenbroich 300 Flüchtlinge aufgenommen haben - Tendenz steigend. Dem stehen aktuell 305 Plätze in den Unterkünften gegenüber, wie Ordnungsamtsleiter Michael Beyer bei einer Info-Veranstaltung der Stadt in der Realschule Kleinenbroich gestern mitteilte. Auch in sieben städtischen Mietwohnungen sind Flüchtlinge untergebracht, ebenso in vier angemieteten Privatwohnungen.

"Momentan leben wir von der Hand in den Mund", sagte Beyer. Im Juli sollen zwei Häuser an der Rheydter Straße in Neersbroich bezugsfertig sein, womit 48 weitere Plätze bereit stünden. Zudem will die Stadt das Übergangswohnheim am Weißen Weg in Pesch wieder aufbauen, in dem bereits während des Jugoslawien-Krieges in den 1990er Jahren Flüchtlinge lebten. Das Wohnheim soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, und mit insgesamt 96 neuen Bewohnerplätzen "hätten wir uns über den Winter gerettet", wie Beyer es formulierte.

Gleichwohl bestehe für ihn kein Zweifel, dass "das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist". Beyer rechnet damit, dass bis zum Jahresende 350 Flüchtlinge in Korschenbroich sein werden. Bis Februar oder März 2016 könnte die Zahl dann auf 400 anwachsen, so seine Prognose. Auf die Frage, ob sich die Stadt über Alternativen zum Standort am Weißen Weg Gedanken gemacht habe, präsentierten Bürgermeister Heinz Josef Dick und Michael Beyer die vom Rat im Mai beschlossene Liste von potenziellen Notunterkünften, die dann in Frage kämen. Darauf befinden sich die Turnhallen in Lüttenglehn, Pesch und Steinforth ebenso wie die Kegelbahn und das Restaurant im Hallensportzentrum und ein Haus an der Ladestraße. All dies erreicht bislang noch nicht die Dimensionen der 90er Jahre, als die Stadt 700 Flüchtlinge aufgenommen hatte, die an 20 Standorten untergebracht waren. Konsens zwischen Verwaltung und allen politischen Kräften ist, dass die Flüchtlinge auch weiterhin dezentral untergebracht werden sollen, wie Heinz Josef Dick betonte.

Um die Integration der Flüchtlinge kümmert sich unter anderem das Sozialamt, dessen stellvertretende Leiterin Petra Köhnen auch über ehrenamtliche Initiativen berichtete. Insgesamt engagieren sich nach ihren Worten 85 bis 90 Ehrenamtler in der Flüchtlingsarbeit. Federführend seien hier der Ökumenische Arbeitskreis Asyl und die Initiative "Miteinander". Die Vermittlung von deutschen Sprachkenntnissen steht dabei ganz obenan. Zudem gibt es laut Petra Köhnen etliche "Einzelaktionen zur besseren Integration". Nur ein Beispiel: 30 Flüchtlinge spielen beim VfB Korschenbroich derzeit Fußball. "Es gibt eine große Bereitschaft, etwas zu machen", sagte Petra Köhnen. Auch Bürgermeister Dick lobte das Engagement und den Umgang mit den Flüchtlingen. Protest aus der anwesenden Bevölkerung gegen den Neubau der Unterkünfte gab es bei der Veranstaltung nicht.

(NGZ)
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