Korschenbroich Abschied mit Wehmut - aber für den guten Zweck

Korschenbroich · Nach gut 148 Jahren endete am Sonntag mit dem Ausverkauf die Familientradition im Pescher Gasthof Deuss.

 Abschied: Gestern wurde das Inventar der Gaststätte Deuss verkauft. Damit endete eine Familientradition, die vor 148 Jahren begonnen hatte.

Abschied: Gestern wurde das Inventar der Gaststätte Deuss verkauft. Damit endete eine Familientradition, die vor 148 Jahren begonnen hatte.

Foto: Ilg

So ganz konnte Conny Deuss-Michels ihre Wehmut nicht verbergen, als sie inmitten des zusammengetragenen Inventars der Gaststätte Deuss stand. Vor dem Eingang bekräftigte ein Schild mit dem Hinweis "Alles muss raus" nach 148 Jahren das Ende der Traditionsgasstätte. "Ja, es ist schwer. Meinem Vater tut es weh, aber es geht. Wir kriegen das schon hin", sagte die 50-Jährige gefasst.

Ihr Blick schweifte über Berge von Stühlen, Porzellan, Tischdecken und anderen Dingen mehr, die sich halt in vier Generationen so angesammelt haben. "Meine Eltern haben nie etwas weggeschmissen. Hier stehen beinahe 150 Jahre, die Dekoration für alle Jahreszeiten", erklärte Deuss-Michels das breit gestreute Angebot, das von der Keramik-Martinsgans über Weihnachtsengel und Teller mit Goldrand bis hin zum Klavier reichte, auf dem sie einst gespielt hat.

Den eigentlichen Anstoß zur Aktion hatte Andrea Otten gegeben, an die sich Deuss-Michels hilfesuchend gewandt hatte. Gemeinsam mit den Pilgerschwestern Hannelore Heinrichs, Martina Golombek, Heide Zerbe, Uschi Knoche und Susanne Zandonella sowie Pilgerbruder Heribert Herten hatten beide alles gesichtet, zusammengetragen und zum Verkauf angeboten. Der Erlös kommt jeweils zur Hälfte der Pilgerjugend und einer Privatperson zu, die Unterstützung braucht.

Bereits vor der vereinbarten Zeit kamen erste Kaufinteressenten. "Ich habe schon viel rausgeschleppt", sagte recht zuversichtlich Helferin Martina Golombek nach der ersten Stunde. Tröstend dürfte gewesen sein, dass etliche Interessenten ein persönliches Andenken fanden. Horst Thoren, der mit dem einstigen Treffpunkt für Schützen und Vereine viele Erinnerungen verbindet, erstand das Klavier und ein Bild mit dem Pfingstlied. "Das Klavier fand ich immer schon schön. Das wird irgendwie einen Platz bei mir finden", sagte der Bezirksbundesmeister. Heribert Herten freute sich, einige Glühweinbecher und einen Messingleuchter für die Trier-Kerze erstehen zu können. Einig waren sich die Helferinnen, dass eine große Madonnenfigur in einer Kirche oder Kapelle unterkommen sollte. Bei der Durchsicht hatte Deuss-Michels auch ein Wareneinnahmenbuch von 1936 gefunden. Dazu stellte sie entschieden fest. "Das gebe ich nicht ab. Mein Vater wurde 1938 geboren. Da gab es schon dieses Buch."

(NGZ)
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