Korschenbroich Alzheimer-Patienten brauchen Akzeptanz

Korschenbroich · Das Leben mit demenziell Erkrankten ist schwierig. Aber es gibt Hilfe: Die Alzheimer Gesellschaft berät, unterstützt und informiert. Hubert Renner (76) aus Korschenbroich ist stellvertretender Vorsitzender dieser Gemeinschaft.

Er übernimmt einmal mehr Verantwortung: Hubert Renner (76) aus Pesch. Er wurde jetzt zum Vize-Vorsitzenden der Alzheimer Gesellschaft Kreis Neuss gewählt.

Er übernimmt einmal mehr Verantwortung: Hubert Renner (76) aus Pesch. Er wurde jetzt zum Vize-Vorsitzenden der Alzheimer Gesellschaft Kreis Neuss gewählt.

Foto: Ilgner

Hubert Renner weiß, wovon er spricht. Der stellvertretende Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Kreis Neuss hat mit seiner Frau die Jahre ihrer Erkrankung durchlebt, hat sie begleitet und gepflegt. Deshalb überzeugt er, wenn er sagt: "Es gibt ein Leben nach der Diagnose." Denn auch wenn die Diagnose Demenz für jeden Betroffenen und die Angehörigen niederschmetternd ist: Es gibt Hilfs- und Unterstützungsangebote von Gesprächsrunden Angehöriger über konkrete Beratung bis hin zum gemeinsamen Urlaub von Betroffenen und ihren Angehörigen in geschützter Umgebung.

Hubert Renner hat die Angebote der Alzheimer Gesellschaft selbst in Anspruch genommen, als seine Frau erkrankte. "Es war großartig, dass jemand ins Haus kam, mich beriet und sich Zeit nahm", sagt der heute 76-Jährige. "So bekommt man Sicherheit." Heute hält der Korschenbroicher selbst Vorträge oder leitet Gesprächsgruppen für Angehörige, wie sie regelmäßig in Korschenbroich, aber auch in anderen Gemeinden des Rhein-Kreises Neuss stattfinden. Die Angehörigen von Demenzkranken haben viele Fragen: Wie entwickelt sich die Krankheit, welche Medikamente sind erfolgversprechend, wie geht man mit dem Kranken um? Eins lässt sich nicht ändern. "Die Veränderung der Persönlichkeit des Partners zu erleben, das tut weh", weiß Hubert Renner. Aber es gibt Wege, mit dem oder der Kranken umzugehen, die Konflikte vermeiden und das Leben erleichtern. "Ein Demenzkranker hat immer recht", erklärt Renner. "Man muss die Entwicklung akzeptieren und den anderen in seiner Welt lassen." Ein Beispiel: Eines Tages erkennt Hubert Renners Frau die eigenen vier Wände nicht mehr und besteht darauf, nach Hause gehen zu wollen. Daraufhin ziehen beide ihre Mäntel an, gehen bis zur nächsten Ecke, kehren um, und vor der Haustür sagt Renner zu seiner Frau: "Siehst du, jetzt sind wir endlich zu Hause." Wichtig ist es nach Renners Ansicht auch, weder den Betroffenen noch die Krankheit zu verstecken. "Wir sind überall hingegangen, aber es gab Bekannte, die damit nicht umgehen konnten", erzählt er. "Das tut schon weh." Dennoch sollte man die Möglichkeiten nutzen, die sich bieten. Beispielsweise das Urlaubsangebot: eine organisierte Reise für Demenzkranke und ihre Partner nach Winterberg. "Für Betreuung ist dort gesorgt, und auch die pflegenden Partner können so einmal ausspannen", sagt Renner.

Auch im Alltag bietet die Alzheimer Gesellschaft den Angehörigen Hilfen. Es gibt einen Pool von ausgebildeten Helferinnen, die die Betreuung der Kranken zu Hause übernehmen, um die Angehörigen zu entlasten. Sieben Euro pro Stunde bekommen die Helfer, abgerechnet wird über die Pflegekasse. Der Bedarf an dieser Form der Unterstützung ist groß. Obwohl 50 Helfer zur Verfügung stehen, gibt es eine längere Warteliste.

(NGZ)
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