Korschenbroich Anwohner verärgert über Wohnheimpläne

Korschenbroich · Jens Hütter hat mit seiner Partnerin ein Haus in Neersbroich gekauft. Vor vier Wochen sind sie eingezogen. Nun will die Stadt Korschenbroich an ihren Garten angrenzend ein Übergangswohnheim bauen. Jens Hütter wird klagen.

 Das Grundstück hinter dem Haus 225 an der Rheydter Straße wurde jetzt von der Stadtpflege gerodet: Dort will die Verwaltung ein zweigeschossiges Übergangswohnheim für 48 Bewohner errichten. Baustart ist für Februar angedacht.

Das Grundstück hinter dem Haus 225 an der Rheydter Straße wurde jetzt von der Stadtpflege gerodet: Dort will die Verwaltung ein zweigeschossiges Übergangswohnheim für 48 Bewohner errichten. Baustart ist für Februar angedacht.

Foto: HPR

Der 33-Jährige ist hin- und hergerissen. "Wir haben uns bewusst für Neersbroich entschieden, haben hier das Haus gekauft, es über Monate hinweg kernsaniert und wohnen eben mal vier Wochen an der Rheydter Straße 225", skizziert Jens Hütter die aktuelle Situation. Doch fast zeitgleich erfährt der Immobilien-Kaufmann, dass die Stadt hinter seinem Garten ein zweigeschossiges Übergangswohnheim für 48 Personen errichten will.

Jens Hütter (33), der der Stadt das im Bebauungsplan als Gartenfläche ausgewiesene 900 Quadratmeter große Grundstück für 51.000 Euro abkaufen wollte, ist deutlich verschnupft: Er fühlt sich von der Verwaltung zunächst hingehalten und dann auch noch schlecht informiert. "Die Informationspolitik der Stadt ist grenzwertig. Ich habe ein verbindliches Kaufangebot gemacht und muss dann aus der Zeitung erfahren, dass auf dieser Fläche ein Übergangswohnheim errichtet werden soll." Und auch Roman Leppers bestätigt: "Hier weiß kaum einer im Umfeld der Rheydter Straße, was die Stadt vorhat."

Die von der Verwaltung für das Heim ausgesuchte Fläche liegt an einem schmalen, namenlosen Stichweg, der in Höhe des Hauses Nummer 225 ins Feld mündet und am Lärmschutzwall zur Landstraße 31n endet. Für Jens Hütter ist das Grundstück "völlig ungeeignet". Dass dort in den 90er Jahren schon einmal ein Wohnheim gestanden hat, mache die Ortswahl nicht besser. "Die Situation hat sich durch den Wall und die Umgehungsstraße völlig verändert", spricht Hütter die begrenzte Platzsituation an. "Die Menschen, die hier bei uns um Asyl bitten, haben etwas Besseres verdient, als in die zweite Reihe gedrängt und versteckt zu werden."

Der Wahl-Korschenbroicher hat bereits mehrfach mit Bürgermeister Dick und dem Technischen Fachbereichsleiter Onkelbach gesprochen. Aus seiner Sicht ohne Erfolg. Am 8. Oktober hat die Stadt den Bauantrag gestellt, am 25. November hat die Bundesregierung das Gesetz zur Unterbringung von Flüchtlingen geändert, und seit 1. Dezember liegt die Baugenehmigung vor. Da die Einspruchsfrist für Jens Hütter zum Jahresende ausläuft, hat er sich entschieden, von seinem Widerspruchsrecht Gebrauch zu machen und Klage beim Verwaltungsgericht Düsseldorf einzureichen.

"Es wird überall Bürgerproteste geben", sagt Verwaltungschef Heinz Josef Dick. Entschlossen erklärt der Bürgermeister "Wir haben für die Flüchtlinge zu sorgen. Mit mir wird es keine Zeltstadt geben, wir werden auch keinen der Hilfesuchenden unter die Brücke legen." Dass die Verwaltung handeln muss, macht Dick an der bereits auf 219 angestiegenen Zahl der Asylsuchenden deutlich. "Wir haben bis zum Jahresende mit 15 Personen gerechnet. Bis jetzt sind schon 23 Menschen gekommen." Für Dick ist klar: "Im Februar oder März wird in Neersbroich die Unterkunft gebaut." Zuvor wird es noch einen Info-Abend geben.

(NGZ)
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