Korschenbroich Atomgau: 30.000 Jodtabletten lagern jetzt in der Feuerwache

Korschenbroich · Seit Wochen befassen sich die Bürgermeister im Rhein-Kreis mit der Frage: Wie verfahren wir bei einem Katastrophenfall in einem der beiden belgischen Atomkraftwerke in Tihange oder in Doel? Seit gestern gibt es dafür jetzt auch in Korschenbroich eine Antwort. Für den Fall eines atomaren Störfalls hat die Stadt 30.000 Kaliumjodid-Tabletten erhalten, die in der Feuerwache An der Sandkuhle gelagert werden. Hiermit könnten Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Schwangere im Stadtgebiet versorgt werden. "Wir gehen von 6000 Berechtigten aus", erklärt Ordnungsamtsleiter Michael Beyer. Er hat das Konzept zur Verteilung erstellt. Demnach soll die Ausgabe der Tabletten im Falle eines Atomunfalls dezentral an den sechs Standorten der Feuerwehr - nämlich in Korschenbroich, Kleinenbroich, Glehn, Herrenshoff, Pesch und Liedberg - mit Hilfe der Feuerwehrleute erfolgen. Um einen Missbrauch zu vermeiden, würden die Tabletten dann anhand von Ausgabelisten aus dem Einwohnermelde-Register verteilt. Entscheidend für die Tabletteneinnahme ist das Zeitfenster. "Nach dem Eintreffen der atomaren Wolke blieben maximal acht Stunden, in denen die Einnahme der Tablette noch eine gewisse Wirkung zeigt", erläutert der zuständige Beigeordnete Thomas Dückers. Damit sich auch alle vor Ort umfassend informieren können, hat Dückers einen Nuklearmediziner für den 11. Mai in den Hauptausschuss eingeladen. Dort wird Professor Lutz Freudenberg, der auch schon in Jüchen referiert hat, zum Thema "Jodblockade der Schilddrüse bei kerntechnischen Unfällen: Warum? Wer? Wie?" sprechen.

 Bürgermeister Marc Venten (v.l.), Feuerwehr-Chef Frank Baum und Beigeordneter Thomas Dückers inspizieren die gelieferten Kaliumjodid-Tabletten, die in der Feuerwache gelagert werden.

Bürgermeister Marc Venten (v.l.), Feuerwehr-Chef Frank Baum und Beigeordneter Thomas Dückers inspizieren die gelieferten Kaliumjodid-Tabletten, die in der Feuerwache gelagert werden.

Foto: Stadt

Der Stadtrat hat sich im Juli 2016 einstimmig gegen den weiteren Betrieb des Atomkraftwerkes in Tihange ausgesprochen. Die Resolution ging auf einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen zurück.

(-wi)
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