Korschenbroich Auf den Spuren der Blumenbinderei

Korschenbroich · Moderne Blumensträuße oder Gestecke, wie sie heute in der Floristik üblich sind, gab es nicht immer. Katja Fragen spannt einen kulturgeschichtlichen Bogen und zeigt ab morgen im Kulturbahnhof, was in welcher Epoche gefragt war.

 Endspurt für Museumsleiterin Nina Nierwetberg (links) und Floristin Katja Fragen (rechts): Sie bauen heute im Kulturbahnhof die neue Ausstellung zur Kulturgeschichte der Blumenbinderei auf. Sie wird morgen um 19 Uhr eröffnet.

Endspurt für Museumsleiterin Nina Nierwetberg (links) und Floristin Katja Fragen (rechts): Sie bauen heute im Kulturbahnhof die neue Ausstellung zur Kulturgeschichte der Blumenbinderei auf. Sie wird morgen um 19 Uhr eröffnet.

Foto: L. Berns

Blumen machen ihr Leben bunt, vielfältig und einfach schön. Katja Fragen-Hillers (40) ist mit Pflanzen aufgewachsen. Ihr Alltag spielte sich in der Gärtnerei der Eltern ab. Und so war ihr Weg zur Floristik und (gemeinsam mit Bruder Peter) damit auch in die Selbstständigkeit vorgezeichnet. Dass Floristik weitaus mehr ist als ein "Blumenstrauß von der Tanke", hat sie im Korschenbroicher Kulturbahnhof schon mehrfach unter Beweis gestellt.

Dreimal zeigte sie dem Besucher die Vielfalt von Rosen, Orchideen und Tulpen in Einzelausstellungen. Dieses Mal lädt sie ihn auf eine Zeitreise ein, nimmt ihn mit auf Spurensuche und erklärt - gemeinsam mit Nina Nierwetberg (früher Otten) - die Kulturgeschichte der Blumenbinderei.

Morgen um 19 Uhr wird Nina Nierwetberg (34) die Ausstellung gemeinsam mit der Korschenbroicher Floristin eröffnen. Die Präsentation schlägt den Bogen von den frühesten bekannten Blumenarrangements zur Zeit des Ägyptischen Reiches über die Siegeszeichen, die Lorbeerkränze, zu den reichen Füllhörnern der Renaissance, den strengen Beeten des Klassizismus bis hin zu den noch heute bekannten Sträußen des Biedermeier. Natürlich werden auch die lange beliebten Trockengestecke ebenso ihren Platz in den Vitrinen finden wie die heute modernen Blumensträuße und Gestecke aus Blüten und Blättern.

Die Ausstellung, die bis zum 12. Oktober im Korschenbroicher Museum aufgebaut bleibt, erzählt die spannende Geschichte der Blumenbinderei und beleuchtet anhand von Beispielen verschiedene Epochen und Stilrichtungen, die Einfluss auf die Gestaltung des Blumenschmucks genommen haben. In der Frühzeit beispielsweise beteten die Menschen Naturgottheiten an und versuchten diese durch Opfergaben milde zu stimmen. "In dieser Zeit wurde der Grundstein zum Binden und Flechten gelegt", weiß Katja Fragen. "Damals stand aber nicht die Optik, sondern der Transport im Blickpunkt. Die Menschen erleichterten sich durch die Verbundtechniken zunächst das Tragen der Blumengaben."

Mit der Entwicklung der Hochkulturen nahm auch die Spezialisierung einzelner Gewerke zu. Der Umgang mit Blumen war im Reich der Pharaonen eine angesehene Tätigkeit und wurde von eigens damit betrauten Männern ausgeführt. Häufig erlernten auch Priester, die Gottheiten dienten, den Umgang mit Pflanzen. Formschnitt und Fülle stehen für das Römische Reich, während Klostergärten und Heilkräuter in der Romantik tonangebend waren.

Detailgetreu widmet sich Katja Fragen den einzelnen Epochen. Für sie war es eine doppelte Herausforderung. Die Fachfrau, die sonst ausschließlich mit frischen Blumen ihrer Kreativität freien Lauf lässt, musste sich dieses Mal mit Kunstblumen begnügen: "Die Ausstellung erstreckt sich über acht Wochen, das lässt sich mit frischen Blumen nicht realisieren."

(NGZ)
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