Korschenbroich Auf Gruseltour durch Liedberg
Korschenbroich · Mit Geschichten über Henker, Galgen und Folterstühle führte Gerd Busch die Teilnehmer eines nicht alltäglichen Rundgangs durch den historischen Ortskern. Im Landgasthaus zeigte er zum Schluss noch einige Folterwerkzeuge.
Diese Führung hatte Gruselqualitäten. Unter der Überschrift "Henker, Galgen und Folterstuhl" erzählte Gerd Busch von Demütigungen im Trillhäuschen, Henkern, die ihr Handwerk verstanden, vom Pfadfindergrab und einigem mehr. Aber am Schluss der Führung, im Gewölbekeller des Liedberger Landgasthauses, wurde das Mittelalter mit seinen Grausamkeiten dann noch einmal besonders lebendig: Busch zeigte Folterwerkzeuge wie Daumenschrauben und das Modell einer Guillotine.
Busch war ganz in Schwarz gekleidet, er trug eine Laterne und versprach eine "schaurig-schöne Führung" durch Liedberg. Den ersten Stopp machte die gut 20-köpfige Gruppe am Hagelkreuz - für den 53-Jährigen genau der richtige Ort, über die Totendämonen von einst zu sprechen: "Besonders groß war die Angst vor den Dämonen, wenn ein Junggeselle verstarb - dann wurde eine Totenbraut besorgt, die die Dämonen des Toten gnädig stimmen sollte", erklärte Busch.
Die Teilnehmer erfuhren unter anderem auf dem Marktplatz, dass Liedberg die Nieder- und Hochgerichtsbarkeit besaß und dass vor dem Schloss unter freiem Himmel die Verhandlungen stattfanden. Das Trillhäuschen sei mit einem großen Vogelkäfig vergleichbar gewesen - dort wurden kleinere Halunken zur Schau gestellt, beschimpft und bespuckt. Busch erzählte von marodierenden Räuberbanden und von Henkern, die von Köln nach Liedberg kamen. Eine Hinrichtung brachte ihnen zwölf Reichstaler ein. Zum Vergleich: Ein Handlanger verdiente zwölf Reichstaler - im Jahr.
"An Tieren wie Schweinen übte der Henker die Hinrichtungen", erklärte Busch. Und er erstaunte mit dem Hinweis, dass schon der Diebstahl von Brennholz das Todesurteil sein konnte. Am Galgen zu sterben, galt als wenig ehrenhafter Tod - ganz im Gegensatz zum Tod durch Köpfen. Links vor dem Schloss marschierte die Gruppe schließlich noch bei totaler Finsternis durch ein Wäldchen zum Grab der drei Pfadfinder, die 1930 in der Liedberger "Unterwelt" ums Leben kamen - gemeint sind die Hohlräume, die durch die Gewinnung von Sandstein entstanden waren.
Im Gewölbekeller des Liedberger Landgasthauses wurde es nochmals richtig gruselig. Busch schilderte, wie Menschen gerädert wurden, präsentierte kleine Folterwerkzeuge wie die Daumenschrauben und verriet, dass ein Henker große anatomische Kenntnisse hatte - bessere, als so mancher Arzt. Schließlich habe er nicht nur getötet, sondern zuerst gefoltert. Dabei musste er genau wissen, wie weit er gehen durfte. Die Marter fand in einem speziellen Raum im Schloss statt. Der Henker sei zwar recht wohlhabend gewesen, zugleich aber auch isoliert: "In der Kirche und im Gasthaus saß er getrennt von den anderen", erklärte Busch.