Korschenbroich Bauarbeiter stoßen auf historischen Brunnen

Korschenbroich · Eine Fachfirma soll den Brunnen auf dem Areal der ehemaligen Gaststätte "Zur Traube" ausgraben und bergen.

 Ein historischer Brunnen wurde bei Bauarbeiten in Kleinenbroich entdeckt. Nun soll sein Alter ermittelt werden.

Ein historischer Brunnen wurde bei Bauarbeiten in Kleinenbroich entdeckt. Nun soll sein Alter ermittelt werden.

Foto: W. Ortmann

Ein paar gelbliche Fliesen auf dem Boden sind noch übrig geblieben. Sonst erinnert nichts mehr daran, dass hier einmal das Traditionsrestaurant "Zur Traube" stand. Dafür sind drei Bagger auf dem Gelände mit Ausschachtungsarbeiten beschäftigt. Auf dem Areal baut die Gewerbe- und Wohnungsbau GmbH (GWB) aus Kaarst drei Häuser mit insgesamt 24 Wohnungen, einer Tiefgarage und sieben Parkplätzen. Kostenvolumen: rund 5,2 Millionen Euro. Jetzt sind die Bauarbeiter auf einen aus Liedberger Sandstein gesetzten Brunnenschacht gestoßen, der einen Durchmesser von einem Meter aufweist. Wie tief der Brunnen ist, weiß man noch nicht.

Für den Heimatforscher Heinz-Walter Gerresheim (77) aus Büttgen ist dieser Fund keine Überraschung. Denn das Areal sei ein geschichtsträchtiger Boden, sagt er. Das hänge auch mit Haus Randerath zusammen, einer einst von einem Wassergraben umgebenen Hofanlage, die gegenüber der Baustelle gestanden hatte. Die Geschichte von Haus Randerath lässt sich bis in das Jahr 1100 zurückverfolgen. Zu der Burganlage gehörte auch ein Weinhaus, das schon im 14. Jahrhundert auf dem Areal des Restaurants "Zur Traube" nachweisbar war, und in dem auch das Gericht tagte. Auch eine Zehntscheune habe auf dem Gelände der "Traube" gestanden, sagt Heinz-Walter Gerresheim. Später habe eine Tochter Jan van Werths in die alteingesessene Adelsfamilie auf Haus Randerath eingeheiratet. Und so rechnet Heinz-Walter Gerresheim mit weiteren historischen Funden: "Der Boden steckt noch voller Überraschungen", prognostiziert er.

Korschenbroich: Bauarbeiter stoßen auf historischen Brunnen
Foto: Werner Ortmann

Jetzt hat ein Ortstermin mit Vertretern des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), der Stadt Korschenbroich und des Bauträgers sowie mit Mitgliedern des Heimatvereins Kleinenbroich und dem Heimatforscher Gerresheim stattgefunden. "Das detaillierte weitere Vorgehen stimmen wir zurzeit noch mit dem LVR ab", sagte Stadtsprecherin Annette Lange. An seinem angestammten Ort verbleiben wird der Brunnen allerdings nicht. "Eine Fachfirma wird den Brunnen ausgraben, bergen und dokumentieren", kündigt Dr. Erich Claßen vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege das weitere Vorgehen auf Anfrage unserer Redaktion an. Dann soll erforscht werden, wie alt der Brunnen ist. Das geschieht auch anhand von Keramik-Scherben, die man rund um den Brunnen gefunden hat, und die die Archäologen noch in den Tiefen des Brunnenschachts vermuten. Gerresheim geht davon aus, dass der obere Teil des Brunnens aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt, sein unterer Teil aber viel älter ist.

Zu einem generellen Baustopp kommt es aber nicht. "Die Bauarbeiten um den Brunnen herum können derweil weitergehen", sagt Claßen. Nur in dem Bereich des Brunnens darf nicht gearbeitet werden. Stefan de Hoogd ist vor Ort der Bauleiter. "Ab sofort sind Archäologen vor Ort auf der Baustelle", weiß er. Dass es zu einer Verzögerung kommt, glaube er nicht. "Wir gehen davon aus, dass die Häuser an der Haus-Randerath-Straße Ende 2017, Anfang 2018 fertig werden", sagt er.

(NGZ)
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