Korschenbroich Bertrams ist Landwirt aus Leidenschaft

Korschenbroich · Gut 40 Bauernhöfe im Stadtgebiet stellen sich den veränderten Marktbedingungen in der landwirtschaftlichen Produktion. Ab heute stellt die NGZ in unregelmäßiger Folge Betriebe vor. Ein Besuch auf dem Hof der Familie Bertrams.

Korschenbroich: Bertrams ist Landwirt aus Leidenschaft
Foto: Reichartz Hans-Peter

Umgeben von saftigen Wiesen und Weiden schmiegt sich der Hof mit Irmgards Bauernladen in eine grüne Idylle. Doch Willi Bertrams stellt klar: "Man muss schon Landwirt aus Leidenschaft sein. Sonst geht das nicht. Der Beruf ist hart, sehr hart." Seine Eltern hatten einen Bauernhof mit begrenzten Ausbreitungsmöglichkeiten und zogen 1964 an den Birkenbusch um, wo der Betrieb nach und nach vergrößert wurde.

Der Bauernhof ist reine Familiensache. Er wird von Willi und Irmgard Bertrams mit den erwachsenen Söhnen bewirtschaftet. Einzig im Bauernladen gibt es eine zusätzliche Aushilfe. Die Bertrams setzen auf drei Standbeine - noch: Milchviehhaltung mit etwas über 70 Kühen inklusive der kompletten Nachzucht, Bauernladen und Blumen zum Selberpflücken.

 Sie haben ihren Bauernhof mit Laden und Milchzapfsäule im Korschenbroicher Ortsteil Schlich: Irmgard und Willi Bertrams. Sie lieben ihre Kühe - vor allen Dingen den Nachwuchs.

Sie haben ihren Bauernhof mit Laden und Milchzapfsäule im Korschenbroicher Ortsteil Schlich: Irmgard und Willi Bertrams. Sie lieben ihre Kühe - vor allen Dingen den Nachwuchs.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Bei den Tieren legen sie Wert auf eine artgerechte Haltung. Im Stall ist mit der computergesteuerten Fütterung die neue Technik längst angekommen. Die Tiere können sich ihr Futter selbst abholen, ein Chip am Halsband regelt den individuellen Bedarf an Leistungsfutter. 2000 wurden die Beete mit Blumen zum Selberpflücken angelegt. Diese Arbeit hat Irmgard Bertrams bisher gerne gemacht, und dennoch gibt sie die Beete Ende des Jahres auf. Enttäuscht stellt sie fest: "Die Zahlungsmoral lässt immer mehr zu wünschen übrig."

Ursprünglich hat die 58-Jährige den Hofladen alleine geführt. Verkauft werden aus eigener Produktion Gänseeier, Kaninchen, Milch und Rindfleisch. Kartoffeln und anderes mehr werden von Kollegen angeboten. "Hier muss die Qualität stimmen. Da ist es besser, man tauscht sich aus, nutzt die Erfahrungen der anderen. Wir wissen von allen Produkten genau, wo sie her sind", betont der Ehemann. Ein großer Erfolg ist der Selbstbedienungsautomat, an dem rund um die Uhr Milch, Eier, Äpfel, Kartoffeln sowie nebenan Glasflaschen für die Milch gekauft werden können.

"So kann jeder kommen, wie er will. Früher wurde mehr geplant, heute ist alles kurzfristiger. Die Öffnungszeiten in den Geschäften haben sich ja auch geändert", erklärt Irmgard Bertrams den Bedarf. Inzwischen ist ihr Mann, der auch Erzeugnisse von Tür zu Tür fährt, im Laden zunehmend stark mit eingebunden. Der Hofladen ist eine Notwendigkeit geworden.

Im Zahlenvergleich macht der Landwirt am Getreide eine dramatische Preisentwicklung bewusst: "Früher kostete ein Doppelzentner 57 DM, heute sind es um die 12 Euro. Dafür haben sich die Pachtpreise verdoppelt." Mit Blick auf den Preiszerfall der Milch stellt er fest: "Im Augenblick legen wir bei der Milch bald Geld dazu." Er hofft, dass irgendwann wieder "Normalität" eintritt. "Manche sagen so einfach, schafft die Kühe doch ab. Wir haben aber den Bestand, und die Gebäude sind für die Tiere angelegt. Es bräuchte hohe Investitionen, um umzustellen", ergänzt seine Frau. Die Söhne wollen den Hof und damit die Familientradition fortführen. Das macht die Eltern stolz, aber auch nachdenklich. Sie kennen den harten Alltag eines Landwirts.

(NGZ)
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