Korschenbroich Bittgang ist alter Karfreitags-Brauch

Korschenbroich · Morgen um sieben Uhr startet in Glehn an der Pfarrkirche der traditionelle Bittgang zu den sieben historischen Fußfällen. Mehr als 200 Teilnehmer werden erwartet. Der Heimatverein plant nun Schilder mit den Inschriften.

 Joachim Schröder (l.) mit Martha und Willi Lipgens, die das Umfeld des Fußfalls am Schwohenend pflegen. Morgen startet wieder der Bittgang zu den sieben Fußfällen.

Joachim Schröder (l.) mit Martha und Willi Lipgens, die das Umfeld des Fußfalls am Schwohenend pflegen. Morgen startet wieder der Bittgang zu den sieben Fußfällen.

Foto: G. Salzburg

Wer an dem alten Brauch teilnehmen will, muss morgen früh aufstehen. Am Karfreitag steht wieder der "Bittgang zu den sieben Fußfällen" über die Felder zwischen Schlich und Rubbelrath auf dem Programm. Dazu laden die Glehner Heimatfreunde und die katholische Gemeinde St. Pankratius ein. Um sieben Uhr geht es los mit Pfarrer Michael Tewes - zuvor wird in der Pfarrkirche gemeinsam gebetet. Traditionsgemäß sind alle Teilnehmer zum Abschluss zum Karfreitagsfrühstück ins Pfarrheim eingeladen.

Der Bittgang zählt zu den alten vorösterlichen Bräuchen aus dem 18. Jahrhundert, die erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg einschliefen und von den Glehner Heimatfreunden vor 36 Jahren zu neuem Leben erweckt wurden. Joachim Schröder, der Vorsitzende, kann sich noch gut an die Anfänge erinnern: "Schon beim ersten Mal 1981 sind so viele Teilnehmer mitgegangen, dass wir für das Frühstück einen viel zu kleinen Raum vorgesehen hatten. Wir mussten in den Saal des alten Pfarrheims umziehen." Bei jedem Wetter gehen inzwischen mehr als 200 Leute mit, die teils sogar aus Neuss oder Vorst kommen.

Die Fußfälle sind etwa zwei Meter hohe Bilderstöcke mit giebelförmigem Dach in barocken Formen und bestehen aus Liedberger Sandstein. Auf halber Höhe ist eine tiefe Nische eingearbeitet, in der die Leiden Christi dargestellt sind. Die sieben Fußfälle von Glehn wurden zwischen 1708 und 1713 von Glehner Familien errichtet. So verraten die Inschriften auf den Fußfällen, wer Auftraggeber war. Den Fußfall "Am Hagelkreuz" etwa finanzierten 1713 "Hofcammerath Vogt und Keller zu Liedberg Johann Peter Nideggen und dessen Eheliebste Frau Gertrud". Ging es früher beim Bittgang hauptsächlich um eine gute Ernte, sind längst weitere Themen hinzugekommen wie die Sorge um den Weltfrieden, den Arbeitsplatz, die Gesundheit. Gerhard Tumma, einer der vier Archivare vom Heimatmuseum, weiß aus der Schulchronik des Lehrers Paul Alwisch zu berichten: "Wenn irgendeiner zum Sterben kommt, ging die Nachbarschaft die Fußfälle und betete für den Sterbenden um einen leichten Tod."

Freilich wird Sandstein stark von Witterung angegriffen. Schröder erzählt: "Wir hatten uns in der Entstehungszeit unseres Vereins gegenüber der Stadt verpflichtet, uns um das Umfeld der Fußfälle zu kümmern, und meine Vorgängerin Waltraud Delbeck hatte diese Bemühungen weiter forciert." So gibt es Paten für jeden der sieben Fußfälle - Martha und Willi Lipgens etwa betreuen die Fußfälle "Schwohenend" und "In der Natt". Allerdings werden die Inschriften irgendwann nicht mehr zu entziffern sein. Laut Schröder hat die untere Denkmalbehörde den Glehner Heimatfreunden Nacharbeiten untersagt. Der Verein will jetzt mit Unterstützung von Sponsoren neben den Fußfällen Edelstahl-Stelen mit Schildern aufstellen, auf denen gut lesbar die ursprünglichen Texte zu sehen sein werden.

Schröder sagt: "Das alles sollte schon jetzt vor dem Bittgang fertig sein - wir sind allerdings noch in Verhandlungen für mehr Angebote und auch im Gespräch mit möglichen Geldgebern."

(NGZ)
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