Korschenbroich Bombenabweiser des Pfarrbunkers zerstört

Korschenbroich · Mit Billigung der Stadt und gegen eine Anordnung des LVR hat ein Bagger im Auftrag der Caritas den Bombenabweiser gekappt.

 Dieser Bunker wurde auf dem Kirchengelände St. Andreas gefunden. Er liegt unter der geplanten Zufahrt zum Caritas-Neubau und sorgt für Ärger.

Dieser Bunker wurde auf dem Kirchengelände St. Andreas gefunden. Er liegt unter der geplanten Zufahrt zum Caritas-Neubau und sorgt für Ärger.

Foto: G. Thoren

Ein Bagger sorgt derzeit am Kirchplatz in Korschenbroich für Aufregung. Der hat nämlich Fakten geschaffen und den kompletten Bombenabweiser und dem Einstiegsschacht des Pfarrbunkers zerstört. Der Bunker wurde bei Rodungsarbeiten für den Caritas-Neubau auf der Wiese hinter dem Pfarrhaus freigelegt.

"Gebaut wurde der unterirdische Bunker nach dem Bombenangriff auf Korschenbroich im August 1943. Damit eine Bombe bei einem Treffer seitlich abprallte, erhielt er einen Bombenabweiser in Form eines Satteldachs", sagte Günter Thoren. Der Bunker liegt unter einem Grundstück, das bislang noch der Stadt Korschenbroich gehört, das aber im Tausch an den Caritasverband Mönchengladbach gehen wird. Das Problem: Über diese Fläche soll demnächst die Zufahrt zum Caritas-Neubau führen. Für eine barrierefreie Zufahrt, die nur ein Gefälle von sechs Prozent aufweisen darf, erschien der Bombenabweiser als zu hoch.

 Innenansicht: So gut erhalten ist der Bunker, der 1943 gebaut wurde.

Innenansicht: So gut erhalten ist der Bunker, der 1943 gebaut wurde.

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"Die Caritas hat dieses Problem an die Stadt herangetragen", sagte der Technische Beigeordnete Georg Onkelbach gegenüber unserer Zeitung. Die Untere Denkmalbehörde, die in seinen Zuständigkeitsbereich fällt, habe zugestimmt, dass der Bombenabweiser um bis zu 70 Zentimeter gekappt wird, so Onkelbach.

Geordert hat den Bagger der Caritasverband Mönchengladbach mit Billigung der Stadt, bestätigte Bauamtsleiter Dieter Hoffmans. Allerdings gegen den Willen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), wie er einräumte. Aber: "Der Bunker wurde weder in die Denkmalliste eingetragen, noch steht er unter vorläufigem Denkmalschutz", sagte Georg Onkelbach. Das habe man dem LVR auch in einem Brief mitgeteilt. Beim LVR in Bonn jedenfalls ist man alarmiert: "Der Bombenabweiser ist voreilig entfernt worden", betonte Sandra Semrau vom LVR auf Anfrage. Dass sich an dieser Stelle ein Bunker befindet, war sowohl dem LVR als auch der Stadt seit Februar 2014 bekannt. Seit Januar 2016 haben Vorgespräche zwischen der Stadt und dem LVR sowie Ortsbesichtigungen stattgefunden. Daraufhin habe der LVR die Untere Denkmalbehörde per Mail aufgefordert, den Fund unter vorläufigen Denkmalschutz zu stellen, bestätigte Dieter Hoffmans. Damit verfolgt der LVR das Ziel, dass dem Objekt während der Zeit der Begutachtung nichts passiert. Bei dieser Anordnung gibt es keinen Ermessensspielraum - sie ist verbindlich.

Nicht so in Korschenbroich: "Der Aufforderung auf Unterschutzstellung sind wir nicht nachgekommen. Wir haben an diesem Punkt entschieden, dass das Bauprojekt nicht gefährdet werden soll, und wir eine Zeitverzögerung nicht hinnehmen möchten. An der Baugenehmigung hat sich nichts geändert", sagte Dieter Hoffmans.

Beim Landschaftsverband Rheinland sieht man das anders: Diese Vorgehensweise werde man jetzt intern aufarbeiten, so Sandra Semrau.

(NGZ)
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