Korschenbroich Dankeschön und Tschüss

Korschenbroich · Nach 23 Jahren liebevoll inszeniertem Theaterspiel verabschieden sich die Damen der Theatergruppe "Chamaeleon" von der Bühne.

 Die Theatergruppe "Chamaeleon" hört nach 23 Jahren auf.

Die Theatergruppe "Chamaeleon" hört nach 23 Jahren auf.

Foto: Theatergruppe

Noch gibt ein virtuelles Reptil den Weg frei zur Homepage der Laienspielgruppe "Chamaeleon". Doch nicht mehr lange: "Dankeschön und Tschüss" steht auf der ersten Seite, die erscheint, wenn das Tierchen angeklickt wird. Nach 23 Jahren Theaterspiel verabschieden sich die Laiendarstellerinnen von der Bühne. Noch in diesem Jahr wird die Homepage gelöscht. Doch der Dank an ein begeisterungsfähiges und treues Publikum ist der Truppe ein Anliegen, und so bleibt das "Dankeschön" vorerst stehen.

"Die Resonanz auf die Stücke war sehr gut, und unsere Männer haben uns in den ganzen Jahren sehr unterstützt", bilanzieren die Darstellerinnen beim Treffen im Brauhaus Vennen. Hier probten sie über Jahre, reizten sie mit großer Spielfreude die Lachmuskeln der Zuschauer. Doch nach einem knappen Vierteljahrhundert "Chamaeleon" sind sich die Frauen einig: Alles hat seine Zeit. Wir hören auf. "Die Prioritäten verschieben sich, und schließlich ist es in unserer Altersklasse nicht mehr so leicht, den jungen Liebhaber darzustellen", fasst Hildegard Schuster zusammen.

Für das Gros der Laiendarstellerinnen begann die lokale Bühnenkarriere, als der eigene Nachwuchs im Kindergarten war. Der Elternrat war gebeten worden, zu Karneval "Die kleine Hexe" aufzuführen. "Wir hatten so viel Angst davor", erinnert sich Marianne Pick-Moll heute lachend an das erste Lampenfieber. Doch anscheinend hatte sie wie ihre Mitspielerinnen das sprichwörtliche Blut geleckt. Weitere Aufführungen folgten, meist nach Bilderbuchgeschichten und Märchen, wie "Urmel auf dem Eis" und "Die Olchis". Als der eigene Nachwuchs in die Schule kam, sagten die Mütter dem Kindertheater Ade, entschieden sich aber, dem Schauspiel treu zu bleiben. Dabei entdeckten sie für sich Boulevard-Komödien im englischen Stil. Zu Stücken wie "Wohin mit der Leiche" und "Zum Henker mit den Hanks" bewiesen die Damen die Lust am schwarzen Humor.

In der Anfangszeit führte eine von ihnen Regie. In den vergangenen sechs Jahren übernahm der Neusser Regisseur und Theaterpädagoge Stefan Filipiak diese Aufgabe. Über kleine Pannen können die Damen heute gelassen schmunzeln. So verlor etwa Marianne Pick-Moll in einer Hosenrolle ihr aufgeklebtes Bärtchen. Der Bühnenbau fand mit Unterstützung der Ehemänner in der Regel im Keller der Familie Borowiak statt. Annette Schlepütz zeichnete Entwürfe und baute einmal sogar ein Bühnenmodell. "Da sollte alles zu Stück und Zeit passen", versichert Klaudia Hofmann, die sich im Jahr 2000 der Theatergruppe anschloss.

Beim Abschied kommt Wehmut auf. Schuster betont, wie wichtig dem Ensemble der Dank ans Publikum ist. "Wir haben für und mit dem Publikum gespielt. Sein Lachen hat uns immer wieder aufgebaut". Mit Kindertheater hatte die Geschichte der Chamaeleons begonnen, an Kinder denken sie beim Abschied von der Bühne. Sie spenden die verbliebenen 1000 Euro aus der Kasse an das Kinderhospiz "Regenbogenland" in Düsseldorf.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort