Korschenbroich Das Stadtarchiv wird zur Schulklasse

Korschenbroich · Das Gymnasium und das Stadtarchiv sind jetzt Bildungspartner. Gestern wurde der Kooperationsvertrag unterzeichnet. Die Schüler sollen außerhalb des Unterrichtes lernen, systematisch zu recherchieren und Texte inhaltlich zu erfassen.

 Interessiert blätterten sie gestern im Protokollbuch des Bürgermeisterrates von Korschenbroich aus dem Jahre 1910 (von links): Uwe Roscheck, Patrick Albrecht, Marc Venten und Michaele Messmann. Sie sind jetzt Bildungspartner.

Interessiert blätterten sie gestern im Protokollbuch des Bürgermeisterrates von Korschenbroich aus dem Jahre 1910 (von links): Uwe Roscheck, Patrick Albrecht, Marc Venten und Michaele Messmann. Sie sind jetzt Bildungspartner.

Foto: Knappe

Das Stadtarchiv und das Gymnasium rücken näher zusammen. "Wir wollen die räumliche Nähe nutzen und von einander profitieren", stellte Uwe Roscheck gestern fest. Der Leiter des Gymnasiums Korschenbroich (GyKo) setzte seine Unterschrift unter den Kooperationsvertrag mit der Stadt. "Weg von Wikipedia und hin zur Originalquelle", skizzierte Bürgermeister Marc Venten den neuen Weg der Recherche.

Bereits vor einem Jahr wurde zwischen der Städtischen Realschule und dem Stadtarchiv im Büro des damaligen Bürgermeisters Heinz Josef Dick die erste Bildungspartnerschaft besiegelt. Die Idee zu diesem weiteren Bildungspakt hatte Michaele Messmann. Die Amtsleiterin - zuständig für Schule, Kultur und Archiv - ist eine Befürworterin der Landesinitiative "Bildungspartner NRW - Archiv und Schule". Messmann hat sich auf Archivpädagogik spezialisiert und nutzt jede Möglichkeit, junge Leute für historische Dokumente zu begeistern. Vordringliches Ziel sei neben der Förderung der Recherche- und Informationskompetenz auch die historische und politische Bildung der Schüler.

Nun hofft das Gymnasium noch auf Fördergelder für das neue Geschichtsangebot. "Wenn wir Material benötigen oder einen externen Referenten einladen wollen, könnte dies aus dem Bildungstopf bezahlt werden", hofft GyKo-Geschichtslehrer Patrick Albrecht auf Unterstützung. Die Kooperationsvereinbarung ist Voraussetzung für den Antrag. Er muss bis zum 1. Oktober in Düsseldorf bei der Bezirksregierung vorliegen.

Für einige Gymnasiasten ist das Stadtarchiv längst kein unbekannter Ort. "Nicht nur, weil sie einmal quer über den Schulhof laufen müssen", scherzt Uwe Roscheck. Bereits in der Vergangenheit haben GyKo und Realschule für unterschiedliche Projekte erfolgreich zusammengearbeitet. Als Beispiele nennt Patrick Albrecht, "Juden in Korschenbroich", "Kalter Krieg in Deutschland" und zuletzt "25 Jahre Hauptstadt Berlin".

Das neue Projekt soll im Januar starten, als Grundkurs für die Jahrgangsstufe 11. Einen Titel gibt es auch schon: "Flucht - Vertreibung - Migration - Integration". Das für Albrecht ganz aktuelle Thema soll "das Phänomen von erzwungenen oder freiwilligen Wanderungsbewegungen im Verlauf der Geschichte erforschen und vergleichend untersuchen". Er ist gespannt, ob und was die Menschen aus der Geschichte gelernt haben. Für Albrecht ist es unverständlich, warum ein reiches Land wie Deutschland bei der Aufnahme von zwei Millionen Flüchtlingen in Panik gerate. Die Ergebnisse sollen später in einer Dokumentation zusammengefasst und ausgestellt werden. Für Roscheck ist der Zeitpunkt gerade richtig: "Jetzt haben die Schüler noch die Chance, auch Vertriebene als Zeitzeugen zu befragen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort