Korschenbroich Der Bahnhofsumbau in Kleinenbroich bleibt strittig

Korschenbroich · Das Bürgerforum zweifelt barrierefreien Ausbau an. Stadt erklärt: "Maßnahmen wurden vorschriftsgemäß realisiert."

Die Tonlage war zuweilen gereizt bis bissig, Aussagen der Verwaltung mussten zum Teil wörtlich protokolliert werden: Einen Monat, nachdem das Bürgerforum Kleinenbroich den Umbau des Bahnhofs in Kleinenbroich in Bausch und Bogen kritisiert hatte, kam es jetzt zum "Showdown" zwischen den kritischen Bürgern, Politikern und der Bauverwaltung.

Gelegenheit dazu bot nicht allein ein Ortstermin des Bau- und Verkehrsausschusses am Bahnhof. Auch unmittelbar vor Beginn der Sitzung nutzte Gerd Sack, Sprecher des Bürgerforums, die Gelegenheit zum Schlagabtausch. Für Sack ist die Auseinandersetzung jedenfalls dringend nötig. "Immerhin wird hier für 30 bis 50 Jahre etwas festbetoniert", sagte er. "Es ist eine Irreführung, von Barrierefreiheit zu reden", lautete Sacks Urteil.

Dem widersprach die Verwaltung in jedem einzelnen Punkt, ohne aber dass sich am Ende eine Annäherung der Standpunkte ergeben hätte. Ein Beispiel für die Beanstandungen des Bürgerforums: Die Bahnsteige seien für ein höhengleiches Ein- und Aussteigen viel zu niedrig. Was aus Sicht von Bürgermeister Dick zwar nicht falsch, aber auch nicht die ganze Wahrheit ist. Dies sei auch der Bahn bekannt, erwiderte Dick. "Das war von Anfang an klar und ist keine Überraschung", so der Verwaltungschef weiter. "Es gibt keine reine Barrierefreiheit, so lange die Bahn nicht andere Züge einsetzt. Es sind die Züge, die nicht passen." Die Bahn habe zugesagt, das Problem zu lösen und andere Züge einzusetzen, so der Rathauschef. Dies soll wohl möglichst noch vor Jahresende geschehen. "Wenn die Züge passen, dann ist auch die Barrierefreiheit hergestellt", brachte Dick die wohl anstehende Problemlösung auf eine handliche Formel.

Nicht unwidersprochen blieb auch Gerd Sacks Aussage, wonach das Planungsamt in das Projekt nicht eingebunden gewesen sei. Technischer Dezernent Georg Onkelbach entgegnete, dass die Bauverwaltung jederzeit über die Entwicklung im Bilde gewesen sei. Dick, Onkelbach und Tiefbauamtsleiter Christoph Herchner betonten unisono, dass "alles nach Vorschrift gebaut worden ist". Eine Einschätzung, die der von "Planungsfehlern" sprechende Gerd Sack nicht teilt.

Er bezieht sich bei seiner Kritik "auf die Gesetzgebung". Demgegenüber interpretiert die Verwaltung die gesetzlichen Vorschriften anders als Sack und das Bürgerforum. "Es steht Aussage gegen Aussage", brachte Heinz Josef Dick den Dissens auf den Punkt. Was die von Sack aufgeworfene Frage eines fehlenden Audits im Vorfeld der Baumaßnahme angeht, meinte Herchner: "Da wir dazu nicht verpflichtet sind, kann ich viel Geld sparen."

(NGZ)
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