Korschenbroich Ein Leben mit der Krankheit

Korschenbroich · Pfarrer Jürgen Mette, Referent bei den "Zeitgesprächen", hat Parkinson.

Die Parole "Hauptsache gesund", kennt wohl jeder. Doch was ist, wenn die Gesundheit auf einmal einer schweren Krankheit weicht? Und wie nimmt man diesen Schicksalsschlag als Pfarrer auf, also als ein Mensch, dessen Job es ist, anderen Mut zu machen und Zuversicht zu schenken? Jürgen Mette, der jetzt im Rahmen der "Zeitgespäche" bei der evangelischen Kirchengemeinde in Korschenbroich referierte, ist Pfarrer. Der 65-jährige Marburger begann vor acht Jahren bei einer Fernsehproduktion in einer Kirche zu zittern. Die Diagnose: Parkinson.

Mette kann sich noch gut an den Besuch aus Kassel erinnern, der zu seinen Eltern kam: "Der Mann zitterte am ganzen Körper, beim Festhalten an den Stäben des Treppengeländers wirkte er wie ein Harfespieler. Der Mann litt unter Parkinson und ich habe immer gedacht, hoffentlich kriege ich niemals diese Krankheit", sagt der Referent. Jahrzehnte später sollte er wie Espenlaub zittern, sollte er immer wieder das Gefühl haben, seine Füße seien am Boden festgedübelt. "Ich habe eine Stunde geheult, als ich mit der Diagnose konfrontiert wurde", gestand Mette. "Meine Frau und ich werden Sie durch diese Krankheit begleiten", habe sein Arzt versprochen - das sei eine enorme Stärkung gewesen. Und er hatte noch etwas gesagt: "Hören Sie auf zu weinen und tun sie jetzt das, was Sie 30 Jahre lang gepredigt haben."

Jürgen Mette predigte nicht nur, er schrieb auch: Sein Parkinson-Buch "Alles außer Mikado" war ein Bestseller. Der kranke Pfarrer fasste neuen Mut: "Wenn mein Glaube mich jetzt nicht trägt, möchte ich von keiner Kanzel mehr predigen", sagte der 65-Jährige. Was ihn ärgert, sind Tipps aus der esoterischen Ecke. "Ein junger Bursche hat mir zu verstehen gegeben, dass Krankheit immer auch mit Sünde zu tun hat", sagte Mette. Er weiß, dass der Rollator, eventuell auch der Rollstuhl auf ihn warten. Aber als Christ lebe er im Heute. Er weiß heute, dass das Leben "fragil ist wie ein antikes Tongefäß", ein Gefäß, das immer zerbrechlicher wird. "Dieses Gefäß", so Mette, "verströmt aber auch etwas von der Liebe und dem Wesen Gottes". Sein Credo: "Heil sein ist wichtiger als geheilt sein." Er sage nicht, es sei ein Glück, dass es ihn erwischt hat - im Gegenteil: "Es ficht mich jeden Tag an." Und er machte Scherze wie diesen über seine Krankheit: "Ich brauche keine elektrische Zahnbürste mehr." Ansonsten hält er es wie Hiob: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt."

(barni)
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