Korschenbroich Ein musikalischer Besuch aus Moskau

Korschenbroich · In der ersten Dezemberwoche werden Gäste aus Troitz erwartet, darunter die beiden Musiker Sergej Sirotkin und Iwan Beljajew.

 Dorothea Hoelper (links) mit ihren russischen Gästen. Im Dezember werden wieder zwei Besucher bei ihr übernachten.

Dorothea Hoelper (links) mit ihren russischen Gästen. Im Dezember werden wieder zwei Besucher bei ihr übernachten.

Foto: L. Berns

Dorothea Hoelper hatte als damalige stellvertretende Leiterin des Korschenbroicher Gymnasiums 1991 den Schüleraustausch mit der russischen Stadt Troizk, die mittlerweile zu Moskau gehört, eingefädelt. Mittlerweile bestehen Beziehungen zu einer anderen Schule in derselben Stadt. 2001 wurde der Verein "Forum für internationalen Austausch" gegründet.

Längst geht es nicht mehr nur darum, dass junge Leute sich gegenseitig kennenlernen, auch Erwachsene sollen sich begegnen. Ganz in diesem Sinne lud Dorothea Hoelper jetzt zwei Musiker ein. Sergej Sirotkin wird sein Publikum mit seinem Orgelspiel begeistern, in Korschenbroich hatte er bereits als Pianist überzeugt. Der Trompeter Iwan Beljajew war vor ziemlich genau zwei Jahren mit der Troizk-Jazz-Band hier gewesen.

Er wird bei Marga Esser in Liedberg wohnen, während Sergej und die "gute Seele" der Musiker, Tatjana Senatorova, bei Dorothea Hoelper wohnen werden. "Es sind nicht in erster Linie finanzielle Gründe: Die russischen Besucher sollen das Leben in deutschen Familien kennenlernen", sagt die 78-Jährige. Ob der Austausch unter den zurzeit schlechten Beziehungen zwischen Russland und Deutschland leide? Dorothea Hoelper verneint diese Frage spontan: "Die Menschen, die aus Russland zu uns kommen, sind gebildet und keine Putin-Fans. Und den Musikern ist ihre Musik viel wichtiger als die Politik." Sie selbst freue sich, dass der Austausch längst eine Eigendynamik entwickelt habe. So hat die Kleinenbroicher Familie Menn die Pianistin Natascha eingeladen und ebenfalls in Kleinenbroich freut sich die Familie Frauenkron auf den Besuch der russischen Lehrerin Anna. Die beiden Musiker und Tatjana Senatorova werden einiges geboten bekommen. "Wir werden den Bürgermeister im Rathaus besuchen, außerdem steht ein Besuch des Essener Folkwang-Museums ebenso auf dem Programm wie ein Ausflug nach Aachen und Köln. Außerdem wollen alle drei shoppen, weil sie von der Qualität deutscher Waren überzeugt sind."

Tatjana ist übrigens Redenschreiberin für einen Abgeordneten in der Duma. Iwan wird einen Auftritt haben auf dem Liedberger Weihnachtsmarkt: Er wird von einem Fenster der Liedberger Grundschule aus weihnachtliche Trompetenklänge ertönen lassen. Dorothea Hoelper ist immer noch von dem Austausch mit Menschen aus Russland begeistert. Ihre Gründe: "Weil es Spaß macht und den Horizont erweitert."

Die gebürtige Berlinerin hat einiges gelernt. Beispielsweise, dass es in russischen Kirchen keine Orgeln gibt, dass dafür der Gesang eine größere Bedeutung hat als in Deutschland. Und sie muss schmunzeln, wenn sie an den Auftritt des Chores des Gymnasiums in Troizk denkt: "Ich bin gefragt worden, ob die jungen Leute kein Geld für einheitliche Kleidung hätten. Individualität hat nicht überall den gleichen Stellenwert."

(NGZ)
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