Korschenbroich Flüchtlinge verstärken Korschenbroicher Gospelchor "Get Joy"

Korschenbroich · Für ein paar Stunden aus dem bedrückenden Flüchtlingsalltag fliehen - das wünschten sich Fortuna T. (25) und Godfred O. (34) von ganzem Herzen. Dank der Initiative einiger engagierter Mitglieder des Korschenbroicher Gospelchors "Get Joy" geht dieser Wunsch jetzt in Erfüllung.

 Chorproben (v.l.): Godfred O., Vorsitzender Johannes Göris und Fortuna T.

Chorproben (v.l.): Godfred O., Vorsitzender Johannes Göris und Fortuna T.

Foto: jörg Knappe

Alles fing damit an, dass es im Oktober eine städtische Info-Veranstaltung zum Thema Flüchtlinge gab. Einige Sänger des Gospelchors nahmen daran teil, und schnell war klar, dass auch sie helfen möchten. "Wir sind so reich und uns geht es so gut - warum also nicht versuchen, etwas davon abzugeben", sagte Vereinsvorsitzender Johannes Göris. Also überlegte er gemeinsam mit dem Vorstand, in welcher Form sie als Chor Hilfe anbieten können. Schnell war ein Ergebnis gefunden: 30 Freikarten für ihr Jahreskonzert am 29. November gab der Chor an die stellvertretende Sozialamtsleiterin Petra Köhnen ab, die die Karten dann an interessierte Flüchtlinge verteilte.

Fortuna ist eine der Flüchtlinge, die eine Freikarte bekam. "Ich kannte zwar nicht alle Lieder, trotzdem habe ich ihre Botschaft verstanden. Es war wundervoll", erzählt die junge Frau aus Eritrea. Erst seit drei Monaten ist sie in Deutschland und lebt in einer Flüchtlingsunterkunft in Herrenshoff. "Ich habe in meiner Heimat viele brutale Dinge gesehen. Die Musik hilft mir, darüber hinwegzukommen."

Auch Godfred erhielt eine Karte für das Konzert. An den jungen Mann aus Ghana kann sich Johannes Göris gut erinnern. "Er hat in der zweiten Reihe gesessen. Er hat mitgesungen und dabei sehr viel Freude ausgestrahlt", erzählt er. Godfred ist genau wie Fortuna überzeugt, dass man die Lieder nicht unbedingt kennen muss, um ihre Bedeutung zu verstehen: "Musik berührt mich einfach. Man muss nicht die Sprache sprechen, um von ihr bewegt zu werden."

Mit dem Besuch des Konzertes war es für den Vereinsvorstand aber noch nicht getan. Mit erneuter Unterstützung von Petra Köhnen wurden zehn Flüchtlinge angesprochen, die aktiv im Chor mitsingen wollen. Mit dabei: Fortuna und Godfred. Die beiden haben bereits bei einer Chorprobe mitgemacht und sind von der Gemeinschaft begeistert. "Die Leute hier sind sehr freundlich", sagt Fortuna gerührt. "Hier fällt es mir leicht, mich zu öffnen", ergänzt Godfred.

Bei so vielen Neuerungen könnte man annehmen, dass es im Chor unruhig geworden ist. Johannes Göris berichtet jedoch vom absoluten Gegenteil: "Als wir unseren Mitgliedern von der Idee erzählten, waren sie direkt Feuer und Flamme." Chormitglied Henni Kunde (68) sagt: "Ich kann mich mit den beiden zwar nicht auf Englisch unterhalten, aber sie sind sympathisch und haben Spaß an der Sache. Wir versuchen ihnen mit unserer Gemeinschaft einen schützenden Halt zu geben." Anfang März steht für den Chor ein Konzert in Mönchengladbach an.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort