Korschenbroich "Frauen mit Stimme": Damen-Abend mit russischen Gästen

Korschenbroich · Die Russen feiern ihre Frauen am Weltfrauentag. Dann erhalten Mütter, Töchter, Ehefrauen und Freundinnen Blumen und Pralinen. Es wird an allen Orten gelacht und getanzt, gerne auch gegrillt im noch winterlichen Wald. Zeit hat ohnehin jeder, denn in Russland ist der Weltfrauentag ein gesetzlicher Feiertag.

 Russische Gäste informierten das Publikum im Sandbauernhof über Brauchtum und Historie zum Weltfrauentag in ihrer Heimat.

Russische Gäste informierten das Publikum im Sandbauernhof über Brauchtum und Historie zum Weltfrauentag in ihrer Heimat.

Foto: Detlef Ilgner

Wie sehr Anna Tsyrulnik diesen Tag genießt, war unschwer zu erkennen, als die Deutschlehrerin aus Troizk bei Moskau unter dem Titel "Frauen mit Stimme" über Historie und Brauchtum zum Frauentag in Russland referierte. Ehemann Wladimir besorgte die Power-Point-Präsentation mit fröhlich bunten Bildern, die Tsyrulniks Darstellung authentisch belegten. Der Gatte war der einzige Mann im ausverkauften Sandbauernhof und lauschte still vergnügt den Worten seiner Frau -so auch die vielen Besucherinnen. Denn Tsyrulnik bestach mit ihrer herzlichen und lebhaften Darstellung im ersten Teil des Abends. "Wir sind gesellig. Sie sind herzlich willkommen in Russland, um das alles selbst zu erleben", sagte sie.

Organisatorin Nora Osmani setzte beim Programm zum Weltfrauentag auf eine Mischung aus Information und Unterhaltung. Zur Begrüßung erinnerte die Gleichstellungsbeauftragte an entscheidende Daten im Kampf um die staatsbürgerliche Gleichstellung der Frau. 1873 hatte Hedwig Dohm das Frauenwahlrecht gefordert, 1907 Clara Zetkin. 1918 wurde es mit dem Aufruf des Rates der Volksbeauftragten in Deutschland gesetzlich verankert. "Wir haben viel erreicht, aber die Gleichstellung ist nicht abgeschlossen", sagte Osmani mit dem Hinweis, dass Frauen auch heute noch für gleiche Arbeit oft weniger verdienen als Männer und in den Führungsetagen unterbesetzt sind.

Das Publikum im Sandbauernhof durfte sich am Mittwochabend verwöhnt fühlen, als in der Pause Salate gereicht wurden. Und die Stadt erhielt zum Geschenk Bilder, die Troizker Kinder von ihren Müttern gemalt hatten. Zudem gab es weitere Programmpunkte.

Satirisch überzeichnet widmete sich Jule Vollmer zur Frage "Und selbst?" den skurrilen Seiten des Alltags. So in der Kurzgeschichte über eine Kioskbesitzerin. Deren Nachlass zeichnet das Bild einer Frau, die das KZ überlebte, Psychologie studierte, um die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten, und im Kiosk Feldstudien zum menschlichen Verhalten betrieb. Im Chanson widmete sich Vollmer den Wünschen und Herausforderungen. Sie endete mit einem Gedicht über das Lächeln, das die kürzeste Entfernung zwischen Menschen darstellt und bereichert, ohne ärmer zu machen.

(anw)
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