Korschenbroich Früh morgens in der Liedberger Kirche

Korschenbroich · 13 Frauen treffen sich noch bis Donnerstag um sechs Uhr zu österlichen Andachten. Das Motto: "Auf Leben und Tod".

 "Auf Leben und Tod" lautet das Motto, unter dem sich die Frauen morgens in der Kirche treffen.

"Auf Leben und Tod" lautet das Motto, unter dem sich die Frauen morgens in der Kirche treffen.

Foto: Ilgner

Ziemlich genau um sechs Uhr waren die ersten Frauen gestern in der Pfarrkirche St. Georg in Liedberg. Draußen war es dunkel und für Ende März ungewöhnlich kalt. Drinnen ging es vor allem darum, die Herzen in der Vorosterzeit zu erwärmen. "Auf Leben und Tod" hatte sich die Katholische Frauengemeinschaft St. Georg Liedberg als Motto ausgesucht - eines, das auch zu einer Krimi-Lesung gepasst hätte.

Die 30-minütigen Andachten, die noch bis einschließlich Donnerstag stattfinden, haben viel mit dem Tod zu tun, aber auch mit dem Leben. Am treffendsten könnte man vom Leben vor dem Hintergrund des Todes, der so sicher ist wie das Amen in der Kirche, sprechen.

In dem altehrwürdigen Gemäuer aus Liedberger Sandstein war es kaum wärmer als draußen, aber das konnte die 13 Frauen nicht abschrecken. Andrea Kronen ist mit ihren 52 Jahren die Jüngste im Bunde und sie kommt aus Korschenbroich. Aber auch sie scheint älter zu werden: "Ich bin heute mal nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Auto", erklärte das kfd-Mitglied.

Für Claudia Wilhelm war das Auto erste Wahl, schließlich hatte sie ihre Gitarre samt Verstärker dabei. Brigitte Schoss vom kfd-Leitungsteam - sie hatte das Thema ausgesucht - vertraute ebenfalls auf moderne Technik: I-pad statt Blättersalat. Und rustikale Wanderschuhe statt kalter Füße, schließlich lief die Heizung nur auf Sparflamme. Auf dem kalten Kirchenboden lagen ein schwarzes und ein weißes Tuch, darauf die Bibel und eine Schale mit Stiften.

Die Aufgaben und Funktionen sind klar verteilt: Monika Schmitz ist geistliche Leiterin der Liedberger kfd-Gruppe, gestern hatte jedoch Annette Engel (76) die Regie übernommen. Hildegard Mones war aus Wegberg angereist. So sehr der Eindruck hätte entstehen können, es handele sich vor allem und eine Maßnahme der körperlichen Abhärtung, so geht es bei den "Frühschichten" doch darum, sich mental auf den Aufbruch vorzubereiten - einen Aufbruch, der vergleichbar ist mit dem Abbrechen der Knospen in der Natur. Und der geradezu dazu einlädt, umzudenken und neue Wege zu gehen.

Dazu wurden nicht nur Lieder gemeinsam gesungen - bis auf die ganz hohen Töne klappte das schon zu früher Stunde sehr gut - jede Frau hatte auch die Aufgabe, den Satz "Bevor ich sterbe...." zu Ende zu schreiben. Ganz schön gedankenschwer und das, bevor die Kirchturmuhr sieben Mal schlug. Brigitte Schoss hatte selbstkritisch notiert: "Bevor ich sterbe, möchte ich gelernt haben, anderen Menschen zuzuhören."

Alle hörten gebannt zu, als Monika Schmitz von früher erzählte, als ihr Großvater in Frühjahr das Laub zusammenkehrte, trocknen ließ und dann anzündete - die Asche sollte der später dem Saatgut beifügen als etwas Wertvolles, neues Wachstum Begünstigendes. Der Morgen klang aus mit einer Tasse Kaffee beziehungsweise Tee am Ausgang der Pfarrkirche.

Die kfd St. Georg Liedberg beleuchtet nicht nur religiöse Themen, sondern auch die Rolle der Frau in der Kirche. Deshalb wird am Montag, 23. April, ab 19 Uhr im Kulturbahnhof die Autorin Christiane Florin aus "Weiberaufstand" lesen - da geht es darum, was Frauen heute in der Kirche erleben, wenn sie Fragen stellen oder gar Forderungen. Ein Eintritt beträgt fünf Euro.

(NGZ)
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