Korschenbroich Glehner halten an Tradition der alten "Lampefier" fest

Korschenbroich · Auch wenn das Kaminfeuer am Samstagabend in der Gaststätte "Alt-Glehn" nur von einer DVD abgespielt wurde: Jüngere Besucher konnten sich bei der "Glehner Lampefier" gut vorstellen, wie sich Nachbarn und Freunde vor 70 und noch mehr Jahren an dunklen Wintertagen vor den kleinen Öfen in ihren Wohnküchen eingefunden haben und anfingen, über Gott und die Welt zu plaudern. Die Heimatfreunde halten bis heute an dieser uralten Tradition fest - wenn auch nur an einem Tag im Jahr. Zu der gemütlichen Veranstaltung kamen jetzt rund 120 Bürger, um sich beim Genuss selbst gebackener Kekse auszutauschen, zu singen und die Vorträge einiger Glehner zu hören, die Anekdötchen aus ihrem Heimatort vortrugen. Mit dabei waren viele Besucher, die den Plausch in den Wohnküchen von damals noch selbst miterlebt haben.

 Joachim Schröder (2.v.r.), Heimatfreunde-Chef, freute sich über viele Besucher. Martha Lipgens (l.) erklärte, was es mit der "Lampefier" auf sich hat.

Joachim Schröder (2.v.r.), Heimatfreunde-Chef, freute sich über viele Besucher. Martha Lipgens (l.) erklärte, was es mit der "Lampefier" auf sich hat.

Foto: salz

Die gebürtige Glehnerin Martha Lipgens ist eine von ihnen. Gleich zu Beginn der "Lampefier" klärte sie die Besucher darüber auf, dass "Lampefier" keinesfalls ein Ausdruck für "Lampenfieber" auf Korschenbroicher Platt ist. Die 78-Jährige brachte schnell Licht ins Dunkle: "Lampe" habe sich bei den Glehnern im Laufe der Jahre als Begriff für das Licht aus den Öfen "eingebürgert", vor denen sich die Menschen früher regelmäßig versammelt haben. "Schließlich gab es damals noch keine Heizungen. Und die großen Kamine in den Wohnzimmern wurden nur an Sonn- und Feiertagen angemacht", erklärte Martha Lipgens. Der zweite Teil des Wortes, "Fier", basiert tatsächlich auf rheinischem Platt: Es bedeutet so viel wie "Feier". "Die ,Lampefier' hat auch nach so vielen Jahren nichts an ihrem Charme verloren", betont die Rentnerin, die Mutter des amtierenden Glehner Schützenkönigs Christoph Lipgens ist.

Anfang der 1980er Jahre hatte der Heimatverein die alte Tradition quasi "wiederbelebt" - zunächst im kleinen Rahmen. Doch nach wenigen Jahren wurde die Veranstaltung zum Kultprogramm, an dem auch heute noch Bürgermeister, Pastor und Schützen teilnehmen. Moderiert wurde die "Lampefier" am Samstag von Joachim Schröder, dem Chef der Heimatfreunde. Er zeigte sich mit der Besucherzahl zufrieden: "Im vergangenen Jahr waren es deutlich weniger gewesen. Ich freue mich, dass unsere ,Lampefier' so gut ankommt."

(cka)
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