Korschenbroich Glehner unterstützen junge Flüchtlinge

Korschenbroich · Mitten im Gewerbegebiet wohnen vier Flüchtlinge aus Pakistan. Sie erhalten im Alltag Hilfe von zwei Ehrenamtlern, die viel Zeit in die Integration der Männer stecken. Ihre Zukunft bleibt ungewiss. Ihr zentraler Wunsch: mehr Arbeit.

 Fühlen sich mittlerweile fast wie eine Familie (v.l.): Muhammad Farid, Klaus-Peter Plitzko, Zohaib Hussain, Shahid Hussain Ali und Marie-Theres Wenner.

Fühlen sich mittlerweile fast wie eine Familie (v.l.): Muhammad Farid, Klaus-Peter Plitzko, Zohaib Hussain, Shahid Hussain Ali und Marie-Theres Wenner.

Foto: lb

An der Schanzer Weide am südlichen Rand von Glehn soll ab Juni ein neues Übergangswohnheim für bis zu 50 Asylbewerber gebaut werden. Dadurch soll der Bedarf an Wohnheimen für Asylsuchende weiterhin gedeckt werden. Doch ein Großteil der Flüchtlinge, die unter anderem in Glehn leben, sind in den vergangenen Monaten auch in "normalen" Wohnungen untergekommen - so wie vier junge Männer aus Pakistan. Sie haben vor 14 Monaten eine Wohnung an der Wankelstraße im Glehner Gewerbegebiet bezogen, die Teil eines größeren Betriebs ist. Von Integration kann dort wegen mangelnder Nachbarn kaum die Rede sein, allerdings - oder vielleicht gerade deswegen - erhalten die Männer viel Unterstützung von Ehrenamtlern wie Marie-Theres Wenner und Klaus-Peter Plitzko aus Glehn. Die beiden investieren viele Stunden pro Woche, um den Asylbewerbern zu helfen, sich gut im Ort zu integrieren.

Jetzt berichten beide Seiten von Erfolgen: Muhammad Farid (26), Zohaib Hussain (29), Shahid Hussain Ali (22) und Nadeem Tahir (21) haben bei einem Intensiv-Deutschkursus schnell die Sprache erlernt und konnten dabei auf den Erfahrungen aufbauen, die sie zuvor bei ehrenamtlichen Sprachlehrern in Glehn sammeln konnten. Außerdem beteiligen sich die vier Flüchtlinge an Arbeitsmaßnahmen, sogenannten Ein-Euro-Jobs, die sie unter anderem im Tennisclub und beim SV Glehn beschäftigen. "Unser Ziel ist es, den Männern auch über die Ein-Euro-Maßnahmen, die bald enden, kleine Jobs zu vermitteln", sagt Ehrenamtler Klaus-Peter Plitzko. Wie das genau funktionieren kann, steht noch nicht fest, denn bei den Pakistanern handelt es sich noch um Asylbewerber, also Flüchtlinge, deren Asylanträge noch nicht bewilligt sind.

Grundsätzliches Interesse signalisiert Landwirt Norbert Dyckers aus dem benachbarten Ort Lüttenglehn, auf dessen Hof es viel Arbeit gibt. "Ich könnte mir ein Arbeitsverhältnis vorstellen. Aber da müssen wir uns erst einmal herantasten", sagt er. Doch Arbeit ist genau das, was sich die Asylbewerber dringend wünschen. Sie sagen unisono, dass sie sich inzwischen in Glehn zuhause fühlen und angekommen sind. Allerdings wünschen sie sich, mehr tun zu können. Außerdem haben sie Angst, nicht in Deutschland bleiben zu können - obwohl sie, so berichtet Klaus-Peter Plitzko, vor Krieg geflüchtet seien. Bisher gilt Pakistan aber nicht als sicheres Herkunftsland. "Allerdings verschärft sich die Verfahrenweise in der deutschen Politik. Die Situation bleibt unsicher", sagt er. Sicherheit ist das, was sich die Glehner Asylbewerber wünschen.

Warum sich Marie-Theres Wenner und Klaus-Peter Plitzko für die jungen Männer von der Wankelstraße einsetzen und sie etwa bei Behördengängen unterstützen? "Ich interessiere mich für ihre Geschichten und für das, was sie in Pakistan erlebt haben", nennt Wenner einen Grund. Doch unterm Strich wollen sie alle - und in Glehn gibt es viele Ehrenamtler - den Neuankömmlingen helfen. Interessant: Mit der Zeit findet ein kultureller Austausch statt. So haben die Flüchtlinge ihre Unterstützer auf eigene Initiative etwa zu einem typisch-pakistanischen Essen eingeladen. "Das steht auch am Rosenmontag wieder an", erzählen sie. Im Gegenzug haben die Flüchtlinge unter anderem die Glehner Sportangebote und das Schützenfest kennengelernt.

(cka)
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