Korschenbroich Glockenstuhl instabil - Geläut bleibt stumm

Korschenbroich · Bei einer weiteren Begehung haben Experten festgestellt, dass der Glockenstuhl stabilisiert werden muss. Dies wird wohl Monate dauern.

Die Glocken von St. Andreas dürfen auch weiterhin aus Sicherheitsgründen nicht geläutet werden. Das ist das Ergebnis einer Begehung von Experten, die gestern Nachmittag den Turm und die Glocken genauer betrachtet haben. Dabei kamen sie der Ursache näher: Nach der ersten Einschätzung muss der Glockenstuhl - also die Holzkonstruktion, in der die vier Glocken befestigt sind - versteift werden. Das Mauerwerk des mehr als 500 Jahre alten Turms scheint von den Schwingungen indes nicht beeinträchtigt zu sein.

Zu diesem Urteil kamen gestern Norbert Jachtmann, Glockensachverständiger für die Bistümer Aachen, Essen und Köln, sowie Statiker Hubert Wallrafen. Gemeinsam mit Küster Dirk Wupper und Heribert Herten, der für die Beflaggung des Kirchturms zuständig ist, ließen sie gestern Nachmittag die Glocken läuten, um die Auswirkungen begutachten zu können. Seit mehr als einem Monat ist im Stadtkern nicht mehr das Angelusläuten von St. Andreas zu hören, nachdem erhebliche Bewegungen festgestellt worden waren. Lediglich der Hammerschlag ist noch jede Viertelstunde zu vernehmen.

Der erste Eindruck der Experten ist, dass der hölzerne Glockenstuhl baulich verstärkt werden muss, um die von den Glocken verursachten Schwingungen korrekt in das weiter unten gelegene Mauerwerk ableiten zu können. Eine Gegenpendelanlage zu installieren scheide aus Kostengründen aus, so Hubert Wallrafen. Zudem sei es in dem engen Turm kaum möglich, eine solche zu installieren. Auch den Läutewinkel der Glocken zu reduzieren, würde kaum zu einer Stabilisierung führen, so der Statiker. Dafür seien die Glocken zu massiv. Die schwerste von ihnen wiegt fast 2,9 Tonnen.

Die starken Schwingungen, die Mitte August aufgefallen sind, sind wahrscheinlich eine Spätfolge des Austauschs der Glocken 1990, so die Experten. Damals wurden Stahl- gegen Bronzeglocken gewechselt. In den zurückliegenden 24 Jahren habe dann das Holz "viel gearbeitet". Zwar seien auch 1990 weitere Versteifungen am Glockenstuhl vorgenommen worden, doch hätten diese rückblickend kaum einen Effekt gehabt. Deshalb müsse nun nachgebessert werden.

Wie lange es dauert, bis die Maßnahmen umgesetzt sind und die Glocken wieder in vollen Umfang eingesetzt werden können, ließen die Experten gestern im Ungefähren. Wahrscheinlich werde es "mehre Monate dauern", so ihre Einschätzung. "Wir müssen nun alle Fakten zusammentragen und überlegen, was die richtigen Maßnahmen sind", sagte Hubert Wallrafen. Anschließend müssten dann die Handwerksbetriebe beauftragt werden. Das brauche Zeit.

Lob gab es für die umsichtige Reaktion vonseiten der Gemeinde, das Glockengeläut zu stoppen. "Wir konnten keine akuten Schäden feststellen. Das Läuten wurde rechtzeitig gestoppt, bevor Schäden im Bauwerk auftreten konnten", sagte Norbert Jachtmann nach der Begehung.

(NGZ)
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