Korschenbroich Hephata bezieht neuen Wohnkomplex

Korschenbroich · Das barrierefreie Haus bietet schwerstmehrfach behinderten Kindern in zwei Wohngruppen ein Zuhause. Acht der 14 Plätze sind belegt.

 Die Stiftung Hephata Möchengladbach investierte in Korschenbroich gut 1,3 Millionen Euro. Der Wohnkomplex wurde jetzt fertig.

Die Stiftung Hephata Möchengladbach investierte in Korschenbroich gut 1,3 Millionen Euro. Der Wohnkomplex wurde jetzt fertig.

Foto: Wiedner-Runo

Aus der Nachbarschaft kamen Blumen und eine Karte mit Willkommensgrüßen. Auch sonst hat Einrichtungsleiterin Vera Lohren das Gefühl, im neuen Wohnkomplex der Hephata-Stiftung angekommen zu sein. Die ersten acht Kinder und Jugendlichen sind inzwischen in eines der freundlich hellen Zimmer des barrierefreien Hauses an der Herrenshoffer Straße eingezogen. Das ist für 14 schwerst-mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche ausgerichtet und bietet zudem eine Verhinderungspflege an. Das Gros der jungen Bewohner ist aus dem Übergangsheim in Meerbusch übergesiedelt.

In der ersten Etage wohnen die Brüder Josef und Saeed Alansari, die noch bis vor kurzem bei ihrer Mutter lebten. Da die beiden Jungen im Alter von zwölf und 13 Jahren noch nie voneinander getrennt waren, gibt es zwischen ihren Einzelzimmern einen Durchgang. "Wenn sie signalisieren, dass sie mehr Unabhängigkeit wünschen, können wir hier problemlos eine Wand einziehen", sagt Vera Lohren. Sie weiß problemlos Mimik und Gestik der Brüder zu deuten, die nicht sprechen können. Doch auch ohne besondere Vorbildung ist zu erkennen, dass beide gut gelaunt sind. Josef freut sich, fotografiert zu werden. Er ist aufgeregt und lacht, während Saeed als der ältere ruhiger zu sein scheint. Die Mutter ist froh, in Korschenbroich eine Bleibe für ihre Kinder gefunden zu haben, die ihr zusagt. "Ich habe lange gesucht. Ich wollte unbedingt, dass sie nicht getrennt werden", so die 42-jährige Alleinerziehende. Bis vor kurzem hat sie sich mit den Söhnen ein Schlafzimmer geteilt. Noch hat sie sich nicht daran gewöhnt, durchzuschlafen. Noch ruft sie oft den Nachtdienst an, um zu hören, ob es Josef und Saeed gut geht. Doch sie weiß, dass nun beide ihren Möglichkeiten entsprechend gefördert werden. Hephata-Sprecherin Sonja Weyhers betont, dass die Kinder hier nicht nur eine individuelle Basisversorgung erhalten. Sie werden in ihren sozialen, emotionalen und lebenspraktischen Kompetenzen angeregt, auch durch den Besuch der Förderschule.

Die Brüder wohnen in der oberen Etage von zwei Wohngemeinschaften, die für jeweils sieben Kinder eingerichtet sind. Auf der gleichen Ebene wohnt Lukas, der von Meerbusch übergesiedelt ist und ein besonderes Interesse an Eisenbahnen hat. Die große Küche mit Essecke in der ersten Etage wird bisher kaum genutzt, da das Haus noch nicht voll besetzt ist. So treffen sich alle fast immer zum Essen im Erdgeschoss.

Noch hat das Haus den typischen Charakter des ganz Neuen. Die Sträucher am Zaun sind noch klein, es fehlt manches an Einrichtungsteilen, wie etwa auch die für den Garten vorgesehene Rollstuhlschaukel. Doch für die Bewohner ist der Neubau bereits jetzt ein freundliches Zuhause. Hier werden sie von 20 Mitarbeitern betreut, darunter eine Hauwirtschaftskraft und drei feste Nachtwachen. Wenn das Haus komplett besetzt ist, wird ein weiterer Mitarbeiter dort die Nächte verbringen. Die Zahl der Fachkräfte wird nach dem Hilfebedarf der Kinder errechnet.

(NGZ)
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