Kleinenbroich Hilfe für afrikanische Schneiderinnen

Kleinenbroich · Die Kleinenbroicherin Jana Piske hat das Projekt "Taste of Malawi" ins Leben gerufen, um Näherinnen in Malawi zur Selbstständigkeit zu verhelfen. Es geht um kaufmännische Grundlagen und finanzielle Unabhängigkeit.

Wie hat es eine 21-jährige Deutsche geschafft, in Malawi ein Projekt für Schneiderinnen zu etablieren? Das ist nur eine der vielen Fragen, die Jana Piske (21) aus Kleinenbroich in den vergangenen Monaten beantworten musste. Seit April 2015 ist die junge Frau zurück aus Malawi und absolviert aktuell ein Praktikum in Oberhausen, bevor sie ab dem Wintersemester Umweltwissenschaften studieren wird. Viel freie Zeit vor Studienbeginn hat sie nicht. Denn ihr Projekt "Taste of Malawi" will von Deutschland aus weiter betreut werden.

Angefangen hatte alles mit einem Stück Stoff, aus dem sie sich in Malawi einen Rock nähen lassen wollte. Das war Mitte 2014, als sie für den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst "Weltwärts" in der Hauptstadt Lilongwe des südostafrikanischen Binnenstaats tätig war. Doch die Schneiderin hatte Hemmungen, für eine Weiße zu arbeiten und nannte einen Preis, der so gering war, dass sie von ihrer Arbeit nicht hätte leben können. "Ich war entsetzt, wie klein und schlecht sie sich gemacht hat", erinnert sich Jana Piske.

Daraufhin stellte sie eine Kostenrechnung auf, um einen fairen Preis für den Rock zu ermitteln: Wie viele Arbeitsstunden stecken in einem Kleidungsstück, was kostet das Material, was braucht man an Rücklagen, falls die Nähmaschine kaputt geht? Diese kaufmännischen Grundlagen, die Jana Piske an der Junior Management School in Düsseldorf erlernt hatte, waren der afrikanischen Schneiderin fremd. Aber sie war davon so überzeugt, dass sie Jana Piske bat, auch ihre Freundinnen zu unterrichten. So ist die Idee entstanden, Schneiderinnen weiterzubilden und ihr kaufmännisches Verständnis zu schärfen. Das Projekt "Taste of Malawi" war geboren.

Ziel ist es, dass die Frauen von ihrer Arbeit und weitgehend unabhängig von Hilfsorganisationen leben können. Mittlerweile kümmern sich acht Mitarbeiter um das Projekt. Mit Alexander und Deus Kumcheza sowie einer Schneiderin sind drei Einheimische in dem Slum "Chinsapo" in Lilongwe vor Ort, während Jana Piske in Deutschland von vier ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird. Über einen Online-Shop, über das Internet-Portal DaWanda und auf verschiedenen Märkten verkaufen sie die Kleidungsstücke der Frauen aus Malawi. "Wir möchten die Schneiderinnen aus ihrer Anonymität herausholen und zeigen, welches Gesicht hinter einer Bluse steht", sagt sie. Noch ist das Projekt auf Malawi und Deutschland beschränkt. Aber Jana Piske hat eine Vision: "Unser Hauptziel ist es, uns mit Frauen weltweit zu vernetzen, die den Wunsch haben finanziell unabhängig zu werden", sagt sie.

Am 2. September referiert sie in Liedberg über Malawi und zeigt die bunten Facetten eines der ärmsten Länder der Welt.

(NGZ)
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