Korschenbroich Hobby-Archäologe findet Römer-Münze

Korschenbroich · Heinz-Walter Gerresheim hat eine seltene römische Münze auf freiem Feld zwischen Liedberg und Rubbelrath entdeckt.

 Heimatforscher Heinz-Walter Gerresheim in seinem Element: Er zeigt einen Becher und eine Tonfigur aus einer römischen "Villa rustica".

Heimatforscher Heinz-Walter Gerresheim in seinem Element: Er zeigt einen Becher und eine Tonfigur aus einer römischen "Villa rustica".

Foto: L. Berns

Für den Denkmalpfleger Heinz-Walter Gerresheim ist sein jüngster Fund wie ein "Sechser im Lotto": Am 27. Oktober fand der 75 Jahre alte Hobby-Archäologe, ohne graben zu müssen, auf freiem Feld in der Nähe des Kommerbachs zwischen Rubbelrath und Liedberg eine römische Silbermünze aus dem zweiten Jahrhundert. Seit 1950 ist der Büttgener beinahe wöchentlich auf den Äckern um Liedberg unterwegs. "Inzwischen könnte ich aus meinen Funden theoretisch mindestens fünf Krüge zusammensetzen", erklärt der Denkmalpfleger stolz. Der Münz-Fund von vergangener Woche zählt jedoch zu seinen spektakulärsten Funden.

Eingeprägt ist in die Münze, die in etwa so groß ist wie ein Zwei-Cent-Stück, der Kopf des römischen Kaisers Commodus. Dass Heinz-Walter Gerresheim die Münze, ohne graben zu müssen, auf der unebenen Feld-Oberfläche entdeckt hat, ist zwar außergewöhnlich. "Die Reste römischer Siedlungen liegen aber häufig nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche und kommen gerade auf Feldern leicht durch das Pflügen zum Vorschein", erklärt der 75-Jährige. Bereits im Alter von 14 Jahren habe er auf dem Areal eine große "Villa rustica" entdeckt, also einen römischen Bauernhof.

Als Kind hat sich Gerresheim, der früher häufig mit dem Fahrrad über die Liedberger Feldwege fuhr, oft gefragt, warum sich manche Felder nach starkem Regen rötlich verfärben. Seine Erklärung: "Damals kamen Tondachziegel alter römischer Gebäude zum Vorschein. Die kann man sogar heute noch beobachten." Heinz-Walter Gerresheim dokumentiert jeden seiner Funde akribisch genau und verstaut ihn in Plastiktüten. "Alles wird mit dem Funddatum beschriftet, analysiert und später restauriert", erzählt der Hobby-Archäologe.

In den vergangenen Jahren hat er allein bei Liedberg dutzende Scherben, Teile aus gebranntem Ton, Becher und sogar eine kleine Tonfigur gefunden. "Ich vermute in einer Tiefe zwischen 30 und 90 Zentimetern die Villa eines sehr reichen Römers, die auch über beheizte Badanlagen verfügt haben muss", sagt Gerresheim, der diese Vermutungen mit der unmittelbaren Nähe zum Kommerbach begründet. Indizien für den Reichtum des römischen Hofbesitzers liefern nicht nur die Nähe zum "Liedberg", wo der bekannte Liedberger Sandstein abgebaut worden sein soll, sondern auch einige Glasscherben. "Mir ist nur diese eine Siedlung bekannt, in der auch römisches Fensterglas gefunden wurde. Das macht die Angelegenheit für mich äußerst interessant", erzählt der Büttgener, der jetzt "Blut geleckt hat". In den nächsten Tagen soll das Feld am Kommerbach umgepflügt werden - und Heinz-Walter Gerresheim wird weitersuchen.

(NGZ)
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