Korschenbroich Internet-Star testet Glehner XXL-Katapult

Korschenbroich · Für einen TV-Beitrag mit dem Schleuder-Experten Jörg Sprave bauten zwei Schreinermeister jetzt in Glehn ein riesiges Wurfgerät. Das wurde nun erfolgreich getestet. Das Fernsehteam machte ein Schrottauto zur Zielscheibe für das Experiment.

 Augenmaß beim Spannen der Schleuder: Während Schreiner Peter Petersen (Mitte) mit einem Mitarbeiter die Bowling-Kugel ins Katapult einspannt, behält YouTube-Künstler Jörg Sprave (rechts) das Auto im Hintergrund im Blick.

Augenmaß beim Spannen der Schleuder: Während Schreiner Peter Petersen (Mitte) mit einem Mitarbeiter die Bowling-Kugel ins Katapult einspannt, behält YouTube-Künstler Jörg Sprave (rechts) das Auto im Hintergrund im Blick.

Foto: cka (2)/woi

Mit einem Mal entlädt sich die komplette Spannung, zeitgleich gibt es einen lauten Knall: Das "Geschoss" schlägt nach Sekunden-Bruchteilen ein. Mit dem bloßen Auge ließ sich die stabile Bowling-Kugel gar nicht verfolgen, zu schnell schleuderte sie nach vorne. Nur eine gewaltige Beule an der hinteren linken Tür des Schrottautos zeugt jetzt noch von der Wucht, mit der die Kugel über die Rücksitzbank des alten Kombis geschleudert und schließlich an der Tür-Innenseite aufgeprallt sein muss. Der Versuch ist geglückt. Und Jörg Sprave ist sichtlich zufrieden. "Das war schon ordentlich", sagt der YouTube-Künstler, der auf der Video-Plattform einen englischsprachigen Kanal für Experimente mit verrückten Wurfgeräten pflegt - und das äußerst erfolgreich: Mehr als 1,6 Millionen Nutzer haben ihn abonniert.

Jetzt machte Sprave, der es mit seiner Begeisterung für Schleudern sogar schon aufs Sofa des TV-Entertainers Stefan Raab geschafft hat, für einen neuen Filmdreh Halt in Korschenbroich: Gemeinsam mit den Schreinermeistern Alexander Jarc und Peter Petersen tüftelte er in Glehn an einem XXL-Katapult, das nun auf einem Feld in Kleinenbroich erfolgreich getestet wurde. Der Sinn dahinter: reine Unterhaltung. Tatsächlich hat Sprave schon Schleudern für alles Mögliche selbst konstruiert, unter anderem für Kartoffeln, für Klobürsten und sogar für Kondome. Das XXL-Wurfgerät "made in Glehn" ist allerdings das größte, was der YouTube-Künstler bisher bedienen durfte. Als Vorbild für das mehrere hundert Kilo schwere Wurfgerät dient ein mittelalterliches Katapult, das sich Jörg Sprave und sein Bruder, der Physiker Hartmut Sprave, kürzlich in Schottland angesehen haben. Der entscheidende Unterschied zwischen dem mittelalterlichen und dem nagelneuen Wurfgerät? "Wir können mit unserer Schleuder mit Hilfe von mehreren starken Gummibändern genau zielen. Im Mittelalter gab es diese Möglichkeit nicht", erklärte Jörg Sprave beim Versuch. Eine Gemeinsamkeit: Beide Geräte müssen mit Muskelkraft aufwendig gespannt werden.

 Alexander Jarc, Jörg Sprave und Peter Petersen (v.l.).

Alexander Jarc, Jörg Sprave und Peter Petersen (v.l.).

Foto: Woitschützke Andreas

Für den Fernsehsender Kabel eins startete der YouTube-Künstler nun sein bis dato größtes Schleuder-Experiment, das von einem Filmteam begleitet wurde. Der Sender hatte die Finanzierung des verrückten Experiments möglich gemacht - und die Produktionsfirma hatte sich mit dem Bauauftrag für das Katapult an Alexander Jarc gewandt, der wiederum seinen Meerbuscher Kollegen Peter Petersen mit ins Boot holte. Auch Schreiner Jarc ist schon fernsehbekannt: Im Dezember 2013 war er bei "Wetten, dass...?" aufgetreten. Seine Wette, in einem Hallenbad mit einem Jetski innerhalb von drei Minuten mehrere Rückwärts-Salti so zu machen, dass er sechsmal eine an der Decke hängende Boje berührt, hat er gewonnen.

Für Jarc und Petersen war der Bau der Schleuder ein außergewöhnlicher Auftrag. Viel verdienen sie an dem Projekt, das sie freundschaftlich zusammen angehen, zwar nicht. "Uns geht es aber um den Spaß an der Sache", betonte Schreinermeister Petersen, der einige Erfahrung mit Konstruktionen aus Massivholz hat. Er und sein Kollege durften natürlich auch Melonen und Bowling-Kugeln einspannen und sie gegen das Schrottauto schleudern. Der Bau des Katapults, das für den Test mit einem Tieflader nach Kleinenbroich transportiert worden war, hatte gut zwei Tage gedauert und Materialkosten in Höhe von rund 2000 Euro verschlungen.

 Das Fernsehteam staunte über die Beule im Schrottauto.

Das Fernsehteam staunte über die Beule im Schrottauto.

Foto: Kandzorra Christian

Welche Kräfte beim Schleudern der Kugeln wirken, erzählte Physiker Hartmut Sprave: Der Aufprall der Bowling-Kugel aufs Auto sei von der Kraft her in etwa so stark, als würde ein ein bis zwei Tonnen schweres Gewicht aus mehreren Metern Höhe auf den Boden fallen. "Wir reden von Kräften bis zu 70 Kilojoule. Das ist sehr viel."

Der 35-minütige Fernsehbeitrag über das Experiment soll im Mai in der Sendung "Abenteuer Leben XXL" ausgestrahlt werden.

(cka)
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