Korschenbroich Johanna Bolten ist überzeugt: Zum Jodeln braucht's keine Berge

Korschenbroich · Ein von ihr organisiertes Jodelwochenende probte im Flachland den kraftvollen Stimmausdruck. Eine Wiederholung ist vorgesehen.

 Johanna Bolten ist aus Berlin zurückgekehrt und lebt in Pesch ihre Kreativität aus.

Johanna Bolten ist aus Berlin zurückgekehrt und lebt in Pesch ihre Kreativität aus.

Foto: JB

Jodeln soll gesünder sein als Yoga. Das meint ein Grazer Forscher, und Johanna Bolten gibt ihm gerne Recht. Als die "Ur-Pescherin" in Berlin lebte, übte sie sich im Chor der "Scheenen Jodlerinnen" in der Kunst des kraftvoll rufenden Stimmausdrucks. Aus der Metropole ist die 36-Jährige inzwischen zurückgekehrt an den Niederrhein, um im Grenzbereich von Pesch und Kleinenbroich zu wohnen, in der Gärtnerei der Eltern mitzuarbeiten und gestalterisch zu wirken.

Das Jodeln aber mag sie nicht missen, und so hat sie im Flachland jetzt einen Jodelkurs mit der österreichischen Jodlerin und Stimmtrainerin Ursula Scribano organisiert. Der Erfolg war so durchschlagend, dass die in Berlin lebende Chorleiterin der "Scheenen Jodlerinnen" und Johanna Bolten beschlossen haben, den Jodel-Workshop im kommenden Jahr auf jeden Fall zu wiederholen.

"Beim Jodeln denken die meisten an den Sketch von Loriot und an den Musikantenstadel. Doch Jodeln ist mehr. Es ist die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen. Es ist ein direkter, lustvoller, unzensierter Stimmausdruck von Gefühlen", erklärt Johanna Bolten weiter. Sinnlichkeit und Direktheit des Jodelns entsprechen ihrem Naturell mit der Bindung an Musik und handwerklich kreative Gestaltung.

Johanna Bolten studierte nach dem Abitur am Korschenbroicher Gymnasium das Fach Musical. Doch anders als ihre prominente Schwester Vera trat sie nicht bei Großproduktionen auf, sondern machte Theater für Kinder. Rückblickend sagt sie: "Irgendwann habe ich gemerkt, dass ist nicht meins." Sie zog die Konsequenz, absolvierte eine duale Ausbildung zur Gestalterin für visuelles Marketing im Bereich Event und Dekorationsbau und fand eine Stelle bei der Berliner Firma "Werkstoff". Dort arbeitete sie gerne, doch vor einem guten halben Jahr hatte die 36-Jährige "genug von der Großstadt". "Es hat mich wieder in die Heimat, ins Ländliche gezogen. Die Anonymität in Berlin hat mir irgendwann nicht mehr gepasst", bekennt sie. Zurück am Niederrhein freut sie sich, die Eltern in der Pescher Gärtnerei entlasten zu können. "Ich bin ein handwerklicher Mensch, und Gärtnern ist eine Art Handwerk", erzählt Johanna Bolten eins mit sich selbst.

Zugleich will sie im Nebenerwerb das Potential ihres Ausbildungsberufs schöpfen - für sich, aber auch als Mentorin für andere, die sich in der Kreativität von Hemmschwellen ausbremsen lassen. Sie plant eine Art "Werknerei", um in Workshops beim Umgang mit allen Arten von Werkstoffen Kreativität wachsen zu lassen. Aus schlichten Paletten angefertigte Sitzmöbel im liebevoll angelegten Garten der "Mama" zeigen, dass Johanna Bolten Behagliches aus einfachen Dingen zu schaffen vermag. Ihr Wesen ist freundlich, offen, den Menschen zugewandt. Das dürfte ihrem Wunsch entgegenkommen, nicht nur selbst gestalterisch tätig zu sein, sondern auch anderen Möglichkeiten zu eröffnen.

(NGZ)
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