Korschenbroich Joseph Beuys und die Kunst, kreativ etwas zu ändern

Korschenbroich · Warum hat Joseph Beuys eine Sonderrolle in der Kunst gespielt? Was ist es, was ihn ausmacht? Und was hat das mit Kunst zu tun? Beim Korschenbroicher Kultursalon gab Johannes Stüttgen, Meisterschüler von Beuys und langjähriger Freund, im Kulturbahnhof vor rund 25 Zuhörern Antworten darauf. Zudem sprach der 71-Jährige über den Erweiterten Kunstbegriff und die Soziale Plastik - zwei Begriffe, die Joseph Beuys geprägt hat. Auch politisch hatten sich die beiden Freunde zusammengetan und im Jahr 1971 die "Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung" gegründet.

 Organisatorin Gisela Willems-Liening mit Referent Johannes Stüttgen im Kulturbahnhof.

Organisatorin Gisela Willems-Liening mit Referent Johannes Stüttgen im Kulturbahnhof.

Foto: IlgNer

Was Johannes Stüttgen seinen interessierten Zuhörern vortrug, war schwere Kost: ein Ausflug in die philosophische Dimension im Werk von Joseph Beuys. Mit bunten Kreiden zeichnete er auf einer Tafel die Gedankengänge seines vor 30 Jahren verstorbenen Freundes nach. Der sei besessen gewesen von der Frage, welche Rolle der Mensch in einer fortschreitend technologischen Welt spielt. Die Antwort habe Joseph Beuys nicht in den Naturwissenschaften gefunden, sondern in der Bildhauerei und Plastik.

Im Raum stand immer wieder ein Satz, den Beuys formuliert hat: "Jeder Mensch ist ein Künstler." Der beziehe sich auf die Bestimmung des Menschen, durch kreatives Handeln sich selbst und die Gesellschaft zu verändern, erklärt Johannes Stüttgen. So wie der Bildhauer eine Skulptur entstehen lässt, führt der Mensch mit seinen Gedanken, Worten und Taten eine künstlerische Tätigkeit aus. "Es ging Beuys darum, den Kunstbegriff auf alle eigenen Tätigkeiten des Menschen zu erweitern", betont Stüttgen.

Auch auf die wichtigsten Materialien, die Beuys verwendet hat, ging der 71-Jährige ein: Filz, Wachs und Fett. Mit einem in Filz eingenähten Klavier habe der Künstler das Instrument zum Verstummen gebracht. Damit wollte er alles Gewohnte und Traditionelle außer Kraft setzen, erläuterte der in Düsseldorf lebende Stüttgen. Mit seinen Fettecken jedenfalls wählte der Künstler Beuys den Weg der Provokation. "Darüber haben sich die Menschen seinerzeit mehr aufgeregt als über eine Kriegsberichterstattung", sagt Johannes Stüttgen. Fett löst sich auf, wenn es warm wird. Beuys wollte von der festen Form zurück zur Bewegung und zum Ursprung, dem Chaos, erklärte der Weggefährte. Einer Diskussion um seine Kunst sei Beuys nie aus dem Weg gegangen. "Er war immer der Letzte, der den Raum verließ."

(drlp)
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