Korschenbroich Kleinenbroich hat jetzt auch eine "Tafel"

Korschenbroich · Der Neusser Verein teilt nun auch in Kleinenbroich einmal in der Woche Lebensmittel aus, die sonst weggeschmissen worden wären. Die Kunden sind vor allem Flüchtlinge. Viele Ehrenamtler helfen. Die NGZ hat die Ausgabe besucht.

 Jihad Oueli, Mitarbeiterin der Tafel, verteilt Brot. Den Begriff "Bedürftige" vermeidet sie. Die, die kommen, heißen bei ihr Kunden - wie in jedem normalen Supermarkt auch.

Jihad Oueli, Mitarbeiterin der Tafel, verteilt Brot. Den Begriff "Bedürftige" vermeidet sie. Die, die kommen, heißen bei ihr Kunden - wie in jedem normalen Supermarkt auch.

Foto: Detlef Ilgner

An der Station, an der das Brot ausgegeben wird, gibt es immer ein bisschen Stau an diesem Nachmittag. Jihad Oueli weiß, warum. "Die Syrer wollen immer weißes Brot, denn das dunkle kennen sie aus ihrer Heimat nicht. Wir müssen sie dann immer ein bisschen überreden, dass sie das dunkle doch einmal probieren sollen. Irgendwann fragen sie dann sogar gezielt danach", erzählt die Mitarbeiterin der Neusser Tafel lachend.

In grünen Kisten steht Gemüse und Obst bereit, es gibt Teilchen, Milch, Joghurt, Tee und Babynahrung. Der Raum der "Aktion Freizeit behinderter Jugendlicher" an der Straße Am Hallenbad in Kleinenbroich ist gut gefüllt, draußen stehen die Kunden Schlange. Seit vier Wochen gibt die Neusser Tafel in Kleinenbroich ein Mal in der Woche, immer dienstags, Essen aus. Das neue Angebot wird offenbar gut angenommen.

Vorne an der Tür lässt ein Mitarbeiter die Kunden grüppchenweise hinein, zwei Ehrenamtlerinnen lassen sich die Ausweise zeigen und vermerken die Namen der Kunden auf Karteikarten. Rund 120 Personen werden erwartet, die meisten davon Flüchtlinge. Einen Euro müssen sie bezahlen, dafür bekommen sie einen kleinen Plastikkorb, den sie an den einzelnen Stationen füllen können. "Den Betrag von einem Euro pro Korb benötigen wir, um unseren Strom, die Miete und den Unterhalt unserer Fahrzeuge zu finanzieren", erklärt Jihad Oueli. Denn die Neusser Tafel ist ein gemeinnütziger Verein, der sich ansonsten ausschließlich über Spenden finanziert.

19 ehrenamtliche Mitarbeiter haben sich beim Sozialamt der Stadt Korschenbroich gemeldet, um einmal in der Woche bei der Essenausgabe zu helfen. Vorher fahren vier ebenfalls ehrenamtliche Fahrer verschiedene Supermärkte ab, um Essen abzuholen, das ohne den Einsatz der Tafel wohl auf dem Müll gelandet wäre - obwohl es noch völlig in Ordnung ist.

Von 15 bis 17 Uhr dauert die Ausgabe. Damit alle einmal die Chance bekommen, zuerst dran zu sein und so die größte Auswahl zu haben, werden die Kunden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die zu unterschiedlichen Uhrzeiten an der Reihe sind. Was in Kleinenbroich übrig bleibt, wird am nächsten Tag bei der Ausgabe in Neuss erneut bereitgestellt. "Es werden jetzt wohl jede Woche mehr Flüchtlinge kommen", vermutet Jihad Oueli. Dienstags und donnerstags fährt die Tafel zusätzlich Flüchtlingsheime an, um Lebensmittel auszuliefern. "Der Ansturm wäre sonst nicht zu bewältigen", sagt Oueli.

Für die Kinder hat die Tafel diesmal eine besondere Überraschung mitgebracht: in einem gelben Sack lagern jede Menge Stofftiere. Ein kleines Mädchen zeigt seiner Mutter stolz den großen, flauschigen Elefanten, den es überreicht bekommen hat. "Das war eine Spende aus Privathaushalten", erklärt Oueli. Dann muss sie wieder an die Arbeit - Tee verteilen.

(ls)
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