Korschenbroich Klinkenputzen für mehr Tempo im Netz

Korschenbroich · Mitglieder der Korschenbroicher Bürgerinitiative ziehen jetzt von Tür zu Tür, um ihre Nachbarn vom schnellen Internet zu überzeugen. In den kleinen Orten fehlen nur noch 248 Verträge. Das spornt auch Stefan Schnock aus Raderbroich an.

 Bei Heinz Franken (l.) aus Raderbroich stößt Stefan Schnock auf offene Ohren. Der engagierte Nachbar hofft, dass noch mehr Menschen, die vom schnellen Internet-Konzept überzeugt sind, Kontakt mit ihren Nachbarn aufnehmen.

Bei Heinz Franken (l.) aus Raderbroich stößt Stefan Schnock auf offene Ohren. Der engagierte Nachbar hofft, dass noch mehr Menschen, die vom schnellen Internet-Konzept überzeugt sind, Kontakt mit ihren Nachbarn aufnehmen.

Foto: cka

Mittags um elf, mitten im 750-Einwohner-Dorf Raderbroich: Stefan Schnock klingelt an einer Tür, die zu einem schmucken Einfamilienhaus gehört. "Guten Tag, ich komme auch aus Raderbroich. Ich wollte fragen, ob Sie sich schon einmal über den schnellen Internet-Ausbau informiert haben." Die Frau im mittleren Alter, die die Tür einen Schritt weit geöffnet hat, antwortet ihm prompt: "Ich habe kein Interesse." Dann schließt sie die Tür. - So was erlebt Stefan Schnock immer wieder. Dabei ist er, wenn er zu seinen Rundgängen durch Raderbroich aufbricht, immer als Nachbar unterwegs. Nicht als irgendein aufdringlicher Vertreter, der etwas verkaufen will. Stefan Schnock ist einer derjenigen, die den Anschluss nicht verpassen wollen. Und einer, der bereit ist, seine Freizeit zu opfern - aus einem ganz bestimmten Grund: Denn die Dörfer Raderbroich, Herrenshoff, Pesch und Neersbroich sind zusammengerechnet nur noch genau 248 Vertragsabschlüsse vom Breitband-Vollausbau durch die Deutsche Glasfaser entfernt. Im Dezember waren es noch 400.

Auch wenn die Nachfragebündelung des privaten Unternehmens offiziell schon abgeschlossen ist: Verträge werden noch immer gesammelt. Mit 31 der benötigten 40 Prozent aller Haushalte haben die Raderbroicher und die Bewohner der anderen nördlichen Stadtteile also noch die Chance, künftig mit Geschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde im Up- und Download durch das Internet zu surfen. "Für die letzten fehlenden Verträge wollen wir jetzt noch einmal alles geben", sagt Stefan Schnock, der nicht alleine kämpft: In allen Stadtteilen, in denen der Ausbau nach wie vor fraglich ist, ziehen Breitband-Fans von Tür zu Tür, um ihre Nachbarn zu überzeugen. "Viele Einwohner haben zwar schon mal etwas vom Breitbandausbau gehört, wissen aber gar nicht, worum es eigentlich geht", erzählt Stefan Schnock.

Halb zwölf, einige Häuser weiter. "Mein Sohn hat gesagt, ich brauche keine Glasfaser. Ich bin mit meiner Internetgeschwindigkeit zufrieden", sagt eine andere Frau, die sich etwas mehr Zeit nimmt für Stefan Schnock und sein Anliegen, sich noch einmal gründlich zu informieren. Interessant: Er selbst ist zumindest mit der aktuellen Geschwindigkeit im Download zufrieden. "Ich denke aber an die Zukunft. Mein Sohn geht in Herrenshoff zur Grundschule. Die könnte schon heute ein viel schnelleres Internet gut gebrauchen", sagt der 43-Jährige, der an die Bewohner auch die schwarz-gelben Info-Flyer der Bürgerinitiative verteilt, auf denen Argumente wie Konkurrenzbelebung und der kostenfreie Anschluss sowie die Hochgeschwindigkeit im Internet aufgeführt sind. Oft nennt er im persönlichen Gespräch an der Haustüre auch das Argument "Wertsteigerung der Immobilie". Das Problem: Stefan Schnock kann nicht alle Menschen erreichen, denn auch als Mitglied einer unabhängigen Bürgerinitiative macht er auf gewisse Weise Werbung für das Unternehmen, das für den Ausbau steht - und viele Bürger lehnen selbst Informationsgespräche ab.

Es ist kurz nach zwölf, Stefan Schnock klingelt bei Familie Franken. "Ich habe schon einen Vertrag geschlossen", sagt Heinz Franken, bei dem Stefan Schnock auf offene Ohren stößt. Er freut sich über das Engagement seines Nachbarn. "Es ist traurig, dass sich viele nicht mit dem Breitband auseinandersetzen", sagt der Raderbroicher, der einige Meter von der Hauptstraße entfernt in einem nach hinten versetzten Haus wohnt und vor allem die Kosten eines nachträglichen Breitbandausbaus scheut: "Jetzt ist der Hausanschluss ja noch kostenfrei. Später wird es sicher richtig teuer."

(cka)
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