Korschenbroich Kraftprobe um Musikschule

Korschenbroich · Der Rhein-Kreis Neuss ist der Sparvorgabe der Stadt Korschenbroich wieder nicht nachgekommen. Bürgermeister Heinz Josef Dick reagiert verärgert und drängt auf Nachbesserung. Auf die Eltern kommen höhere Gebühren zu.

Die Maßgabe ist nicht schwer zu verstehen: Die finanziell ruinierte Stadt will für die Jugendmusikschule des Rhein-Kreises Neuss nicht mehr als 250 000 Euro jährlich bezahlen. Also hat sich der Kreis an ein Sparprogramm gesetzt und seine Kalkulation jetzt dem Kreiskulturausschuss vorgelegt. Ergebnis für Korschenbroich: Zielvorgabe um gut 11 000 Euro verfehlt. Bürgermeister Heinz Josef Dick reagierte gestern brüskiert: „Das ist ein unbefriedigender Vorschlag. Wir sehen die bisherigen Zusagen nicht erfüllt und erwarten, dass die Musikschule nachbessert.“

Tillmann Lonnes, Kulturdezernent des Kreises, nahm das barsche Auftreten des Bürgermeister überrascht auf – und winkte mit der weißen Fahne: „Die 11 000 Euro können wir über die Feinsteuerung sicherlich auch noch erreichen. Darüber können wir gerne reden.“

Auch Grevenbroich macht Druck

Der Dezernent bekommt freilich nicht nur Druck aus Korschenbroich. Auch Grevenbroich ist mit seinem Anteil an den Musikschulkosten anscheinend unzufrieden. Das berichtete die Korschenbroicher Kulturamtsleiterin Michaele Messmann aus einem Spitzengespräch zum Sparpaket. „Das Modell erscheint uns nicht transparent genug“, sagte sie.

Beide Städte sind die Verlierer des neuen Systems, nach dem die Kostenanteile der beteiligten fünf Kommunen an der Jugendmusikschule berechnet werden: statt nach Schülerzahlen künftig nach Unterrichtsstunden. Korschenbroich begrüßt dieses System, weil es die Lasten fairer verteilt: Wer mehr Unterricht abruft, muss auch mehr bezahlen. Die Stadt müsste demnach draufsatteln, will aber unbedingt kostenneutral abschneiden – der Kreis soll das durch Einsparungen im Musikschulbetrieb erreichen. Das hat Korschenbroich klar zu verstehen gegeben, wie Kämmerei-Leiter Rainer Königsmark mitteilt. Trotzdem lässt der Kreis die Stadt in einer Prognoserechnung bis 2011 jährlich um rund 11 000 Euro schlechter dastehen. Bürgermeister Dick akzeptiert die Diskrepanz nicht.

Wie die avisierte Feinsteuerung aussehen sollen, darauf ging Kreisdezernent Lonnes nicht näher ein. Er beteuert aber, dass sie nicht zu Lasten der Kommunen gehen wird, die vom neuen System mit niedrigeren Kosten profitieren (Kaarst, Jüchen, Rommerskirchen).

Die Stellschrauben:

1. Gebühren anheben. Nach 2007 müssen die Eltern ab 2009 erneut mehr bezahlen. Wie hoch der Aufschlag ausfallen wird, bezifferte Lonnes noch nicht.

2. Frei werdende Stellen werden nicht wieder fest besetzt, sondern mit Honorarkräften.

3. Die Zahl der Unterrichtsstunden sinkt, indem mehr Kinder und Jugendliche in Gruppen angeleitet werden. Zum Ausgleich bietet die Musikschule Unterricht an Schulen und nachmittags in der Offenen Ganztagsschule an.

Lonnes betont: „Die hohe Qualität der musischen Erziehung im Rhein-Kreis Neuss darf trotz allem nicht leiden.“ KOMMENTAR

(RP)
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