Korschenbroich Landwirt erzeugt Öko-Strom aus Gülle

Korschenbroich · Norbert Dyckers aus Lüttenglehn betreibt eine Biogasanlage, die stündlich 750 Kilowatt Strom aus Methangas erzeugt. Der Mittelstandsvereinigung erklärte der Landwirt, wie aus Gülle und nachwachsenden Rohstoffen neue Energie wird.

Wer nach ihnen Ausschau hält, sieht die markanten Bauwerke mit den typischen Rundkuppeln überall: Biogasanlagen. Diese alternative Form der Stromerzeugung wird gerade in der Landwirtschaft immer beliebter. Auch im Rhein-Kreis Neuss gibt es inzwischen fünf Anlagen, die aus tierischen Abfallprodukten und nachwachsenden Rohstoffen wertvollen Strom erzeugen können. Eine dieser Biogasanlagen steht auf dem Betriebsgelände von Landwirt Norbert Dyckers bei Lüttenglehn.

Doch wie wird aus Schweinegülle und Substraten wie Mais und Getreide Strom? Dieser Frage ist jetzt der Regionalverband Korschenbroich-Jüchen der Mittelstandvereinigung im Rhein-Kreis Neuss auf den Grund gegangen. Die 33 Mitglieder konnten im Betrieb von Norbert Dyckers einen Blick hinter die Kulissen werfen - sowohl im Schweinestall, als auch in der Stromerzeugung.

2700 Schweine hält Norbert Dyckers mitten auf dem Feld bei Lüttenglehn in riesigen Stallungen. Sie haben immer wieder ein ganz natürliches Bedürfnis - und scheiden die Nährstoffe, die sie zuvor als Sojaschrot und Getreide gefressen haben, als Gülle wieder aus. "20 Kubikmeter Schweinegülle fließen täglich in die Behälter der Biogasanlage", sagt Landwirt Norbert Dyckers. Dazugemischt werden stündlich rund 1,5 Tonnen Substrate wie etwa Pflanzen, Mais, Zuckerrüben und Getreide, die der 45-Jährige zur Hälfte ringsum selbst anbaut. "Die Biomasse wird in den vier auf 40 Grad beheizten Behältern gemischt. Bakterien sorgen darin für einen natürlichen Gärprozess, bei dem große Mengen Methangas produziert werden", erklärt der Lüttenglehner, der selbst Mitglied der Mittelstandvereinigung ist und anderen Interessierten gerne einen Einblick in seine Produktion gibt.

370 Kubikmeter Methangas werden so stündlich produziert. In der Nachbarschaft betreiben sie die Motoren zweier Blockheizkraftwerke, die das entschwefelte Gas mit Hilfe eines Generators in Strom umwandeln, der ins örtliche Mittelspannungsnetz eingespeist wird. "So werden in beiden Kraftwerken zusammengerechnet stündlich rund 750 Kilowatt produziert. Die Anlage versorgt so im Jahr indirekt über 1150 Haushalte mit Strom", erzählt Norbert Dyckers, dessen Erklärungen auch bei den Mitgliedern der Mittelstandvereinigung häufig für Verblüffung sorgen: "Dass die Biogasanlage so viel Strom abgibt, hätte ich nicht gedacht. Die Besichtigung bei Norbert Dyckers ist für mich eine gute Gelegenheit, den Betrieb einmal genau kennenzulernen", erzählt Robert Jordan, Vorsitzender des Mittelstands-Regionalverbands, der die dritte Betriebsbesichtigung dieser Art zuvor mit seiner Kollegin Annette van Dorp organisiert hatte.

In Lüttenglehn gab es weder beim Bau der Anlage noch in den Jahren danach Proteste von Anwohnern, die etwa strenge Gerüche fürchten. "In vielen anderen Orten ist das anders. Da gibt es viele Vorurteile", erzählt Norbert Dyckers.

(NGZ)
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