Korschenbroich Martin Luther und der gnädige Gott

Korschenbroich · In den "Zeitgesprächen" berichtete Pfarrer Grotepaß über den Reformator.

"Wir sind Bettler, das ist wahr", hatte Martin Luther (1483 bis 1546) zwei Tage vor seinem Tod notiert. Luther und die Reformation vor 500 Jahren war jetzt das Thema der "Zeitgespräche" in der evangelischen Kirche in Korschenbroich. Pfarrer Peter Grotepaß ließ immer wieder den Reformator zu Wort kommen. Und er machte deutlich, dass der kein Heiliger war. Und von der Katholischen Kirche und ihrem Papst Franziskus würde Luther heute sicher eine andere Meinung haben.

Dass sich Luther als Bettler sah, wertete Grotepaß als Zeichen der Demut, als Eingestehen menschlicher Grenzen. Und er skizzierte die Zeit, in die Luther hineingeboren wurde: "Der Buchdruck war gerade erfunden worden. Kolumbus hatte Amerika entdeckt,. Die Menschen waren von Aberglauben getrieben, sie hatten ihr Heil im Jenseits im Blick." Und es habe viel Kritik an der Verweltlichung des Papsttums gegeben. Jan Hus und John Wyclif seien als Reformer gescheitert. Pfarrer Peter Grotepaß hob die bedeutendste Erkenntnis Luthers hervor: "Für ihn war Gott der gnädige Gott." Statt in Ablassbriefe für sein Seelenheil nach dem Tod zu investieren, empfahl er, die Bedürftigen zu unterstützen.

Ob Martin Luther seine 95 Thesen tatsächlich eigenhändig an das Portal der Schlosskirche zu Wittenberg gehämmert habe, sei umstritten - dass er diese Thesen verfasst und kommuniziert habe, dagegen nicht. Pfarrer Grotepaß.

Er verriet, dass Luther im Exil auf der Wartburg zu Schwermut neigte. Trotzdem schaffte er mit der Übersetzung des Neuen Testaments ein Meisterwerk. Dagegen weniger meisterhaft: Luthers Einstellung während der Bauernaufstände - "steche, schlage, töte hier, wer da kann", hatte Martin Luther den Fürsten und Feudalherren empfohlen.

Wie soll die Reformation 500 Jahre nach dem Thesenanschlag gefeiert werden? "Als Christen sollten wir mutig, froh und immer wieder neu das Evangelium in der Liebe und der Tat sichtbar machen", empfahl Grotepaß. Luther habe von den Menschen Authentizität erwartet - und dass sie ihr ganzes Leben Gott zuwenden.

Und Martin Luther befreite die Menschen von der Sorge, im Fegefeuer leiden zu müssen, weil die Vergebung als Geschenk Gottes allen sicher sei.

(barni)
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