Korschenbroich Mit Bratpfanne im Luftschutzkeller

Korschenbroich · Zwei Zeitzeugen erzählen, wie sie das Kriegsende 1945 erlebt haben.

 Sie erinnern sich an den Einmarsch der Amerikaner: Mathilde Nolden (Mitte) und Roswitha von der Stein (rechts) in der Gaststätte "Zum Anker".

Sie erinnern sich an den Einmarsch der Amerikaner: Mathilde Nolden (Mitte) und Roswitha von der Stein (rechts) in der Gaststätte "Zum Anker".

Foto: D. Ilgner

Es ist zwar 70 Jahre her, aber in einem Punkt ist sich Zeitzeugin Mathilde Nolden sicher: Es war der 3. März 1945, an dem die amerikanischen Panzer in Korschenbroich einrückten - und keinen Tag früher, wie manchmal zu hören ist. Gemeinsam mit der Zeitzeugin Roswitha von der Stein erzählte Mathilde Nolden jetzt in der Gaststätte "Zum Anker" vom Einmarsch der Amerikaner und von der Stunde Null.

Eingeladen zu der Gesprächsrunde hatte Günter Thoren: "Solange uns Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichten können, sollten wir unser Wissen nicht nur aus Geschichtsbüchern beziehen", sagt er. Die Gaststätte "Zum Anker" wählte er bewusst für das Treffen aus. Mathilde Nolden, deren Eltern die Gaststätte im Zweiten Weltkrieg gepachtet hatten, erlebte dort als Zwölfjährige das Ende des Zweiten Weltkrieges.

Roswitha von der Stein hingegen war mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder nach Österreich evakuiert worden. Gegen Ende des Kriegs flohen sie vor den Russen über Linz nach Bayern und wanderten von dort zurück nach Korschenbroich - zu Fuß. "Uns haben auf der Flucht viele gutmütige Menschen geholfen", sagt Roswitha von der Stein und schilderte jene Nacht in einem Bauernhof, in der die Bewohner extra ein Bett für sie freimachten. Während die Eheleute rechts im Ehebett schliefen, lag sie mit ihrer Mutter und dem Bruder auf der linken Seite.

In Korschenbroich sei das Verhältnis zu den Amerikanern gut gewesen, sind sich die beiden Zeitzeugen einig. Auf Widerstand stießen die US-Truppen in Korschenbroich nicht. Im Gegenteil: Bevor sie einrückten, vertrieben Korschenbroicher noch deutsche Soldaten, die ein Panzerabwehrgeschütz hinter dem Kirchturm in Stellung gebracht hatten. "Deshalb sind wir von den Amerikanern auch nicht beschossen worden", sagte Mathilde Nolden.

Auch die Tage nach der Befreiung 1945 waren Thema. "Es herrschte eine strenge Ausgangssperre, die später gelockert wurde. Dann durften wir von 9 bis 12 Uhr auf die Straße und konnten uns gegenseitig besuchen", erzählt Mathilde Nolden. Zu essen habe es wenig gegeben in jener Zeit.

Peter Irmen, dessen Urgroßvater die gleichnamige Tuchfabrik in Korschenbroich gegründet hatte, brachte Fotos und alte Dokumente mit zu der Gesprächsrunde. Darunter eine Betriebserlaubnis für die Tuchfabrik, die die Amerikaner im August 1945 erteilt hatten.

Es wurde auch gelacht an dem Abend in der Gaststätte "Zum Anker". Zum Beispiel, als die Sprache auf Schmitten Toni kam, der während eines amerikanischen Luftangriffs mit einer Pfanne Bratkartoffeln im Luftschutzkeller erschien und sagte: "Die Amis kommen mir recht ungelegen."

(drlp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort