Korschenbroich Mit dem Tandem zu mehr Mobilität

Korschenbroich · Diakonie schafft Elektro-Rad an. Heimbewohner erkunden damit die Gegend.

 Neues Freizeitvergnügen: Bewohnerin Margarete Wagner (l.) und Gisela Keen-Müller.

Neues Freizeitvergnügen: Bewohnerin Margarete Wagner (l.) und Gisela Keen-Müller.

Foto: Diakonie

Im Umfeld von Haus Tabita und Haus Timon sorgt seit jüngstem ein neues Gefährt bei den Autofahrern für großes Staunen: Es ist ein elektrisches rotes Tandem mit zwei nebeneinander angeordneten Sitzen. Selbst Rollstuhlfahrer können darauf Platz nehmen und - begleitet von Betreuern oder Familienangehörigen -, sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Stufenweise kann geregelt werden, ob und wie weit sich der Beifahrer über die Beinarbeit einbringt.

Bewohnerin Margarete Wagner ist mit Gisela Keen-Müller Probe gefahren und begeistert. Damit steht sie nicht allein. Das Tandem ist permanent ausgebucht. Um Warteschlangen zu vermeiden, wird der Bedarf inzwischen über eine Anmeldeliste geregelt. Lore Stiebler ist stark sturzgefährdet und im Wesentlichen auf den Rollstuhl angewiesen. Dank Aufstiegshilfe und drehbaren Sitz kann auch sie so wieder radeln. "Das ist wunderschön.

Man kann schauen, ohne aufzupassen. Dafür hat man ja den Fahrer", schwärmt die 84-Jährige, fest entschlossen, künftig mit zu strampeln. "Man erzählt sich so viel, wenn man nebeneinander fährt. Da werden viele Erinnerungen wach. Da kann auch biografische Arbeit geleistet werden", sagt ihre Mitfahrerin Beate Belau vom Sozialen Dienst. Sie betont: "Wir können auch mit demenziell veränderten Menschen fahren und so deren Wirkungskreis vergrößern.

" Einrichtungsleiter Rainer Gerdau beobachtet, wie das Tandem-Fahren zum Beispiel Walter Göldner guttut. "An seinem Gesicht ist ablesbar, wie sehr ihm gefällt. Es scheint sein motorisches Gedächtnis wieder zu beleben. Denn dann bewegt er wieder seine Füße", sagt Gerdau über den 78-Jährigen, der dement ist. Den Anstoß für das Tandem hatte Göldners Tochter Elke Oedinger gegeben. Sie ist Autorin bei der Theatergruppe "De Krawallschachteln", die ihre Einnahmen immer für soziale Zwecke spendet.

Die Laiendarstellerinnen gaben 4000 Euro für das Tandem. Ergänzt um diverse Kleinspenden konnten damit die benötigten 8.700 Euro in kurzer Zeit aufgebracht werden. Gerdau und sein Team beobachten, wie sich Begeisterung und Nutzung entwickeln, um über die Anschaffung eines weiteren Tandems nachzudenken.

(anw)
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