Korschenbroich Moderne Maschinen und Pferdepension

Korschenbroich · Seit sieben Generationen sind sie Landwirte in Neersbroich: die Familie Franzen. Vor 14 Jahren haben sie die Kühe abgeschafft. Mit Pensionspferden, Ackerbau und modernen Landmaschinen setzten sie auf mehrere Standbeine.

 Martin Franzen posiert mit Wallach Flori fürs Foto: Für den Fachagarwirt ist Vielseitigkeit entscheidend, um den elterlichen Betrieb rentabel zu führen. Neben Ackerbau und Pferdepension übernimmt der 25-Jährige Arbeiten für Kollegen.

Martin Franzen posiert mit Wallach Flori fürs Foto: Für den Fachagarwirt ist Vielseitigkeit entscheidend, um den elterlichen Betrieb rentabel zu führen. Neben Ackerbau und Pferdepension übernimmt der 25-Jährige Arbeiten für Kollegen.

Foto: Ilgner

Flori ist ein Profi. Gelassen posiert er beim Pressefoto, dreht den Kopf mal nach rechts, mal nach links und harrt geduldig aus, bis endlich das passende Bild im Kasten ist. Flori ist ein Wallach, und er hat bereits Erfahrung als Fotomodell: "Er ist auf einem Pferde-Fotokalender zu sehen", sagt Landwirt Martin Franzen (25) lachend. Dass Flori in einem ehemaligen Kuhstall lebt, scheint ihn nicht weiter zu berühren. Und über mangelnde Gesellschaft kann er sich auch nicht beklagen: Rund 40 weitere Pferde sind in den benachbarten Boxen untergebracht.

"Bis 2003 standen nur Milchkühe im Stall", erläutert Martin Franzen. Doch davon leben konnte die Familie nicht. "Sie waren ein Zubrot. Meine Eltern entschieden sich schließlich gegen die Kühe. Sie haben in einer Pferdepension die Chance gesehen, den Betrieb zukunftsfähig zu machen und die Ställe umgebaut", sagt er. Vor drei Jahren hat Martin Franzen seine Ausbildung als Fachagrarwirt abgeschlossen und arbeitet seitdem im elterlichen Betrieb mit.

Bis in die Franzosenzeit hinein lässt sich der Stammbaum der Familie zurückverfolgen: "Wir leben in der siebten Generation in Neersbroich", sagt er. Während seine Großeltern in der ursprünglichen Hofanlage neben den Ställen wohnen, ist sein Vater Peter Franzen (53) vor einigen Jahren auf die andere Straßenseite ausgesiedelt. Dort steht auch die große Reithalle mit Longierzirkel. Ställe und Reithalle liegen zwar nur einen Steinwurf voneinander entfernt, doch hoch zu Ross sind es 300 Meter. "Das liegt daran, dass die Reiter nicht einfach über die Straße reiten können, sondern ausgewiesene Reitwege benutzen müssen", begründet Peter Franzen die Entfernung. Gerne hätte er die Reithalle direkt neben den Ställen errichtet. Doch das ging nicht - weil ein Landschafts- und ein Wasserschutzgebiet unmittelbar an den Hof angrenzen. Vater und Sohn sehen aber auch die Vorteile: "Die Niederrheinlandschaft ist wunderschön hier, und es gibt viele Reitwege", schwärmen sie.

Die Idylle trügt jedoch ein wenig: Von der Pferdepension allein kann der Betrieb nicht existieren, weshalb Familie Franzen als weitere Standbeine Ackerbau betreibt und als Lohnunternehmen tätig ist. "Wir bearbeiten mit unseren Mähdreschern die Felder unserer Kollegen", erläutert Martin Franzen das Prinzip. Dabei setzt er auf große Maschinen. "Mit den neuen Mähdreschern mähen wir einen Streifen von viereinhalb Metern Breite. Ältere Maschinen schaffen nur drei Meter", berichtet der Fachmann weiter. Auch die neuen Rundballenpressen seien effizienter: "Die alten Maschinen pressen 30 Ballen in einer Stunde, die neuen bis zu 50 Ballen," fügt er hinzu.

Der Vorteil: "Bei extremen Wetterlagen sind wir schlagkräftiger und schneller fertig", erklärt Martin Franzen, der neuen Techniken offen gegenüber steht: Aktuell probiert er eine Vorführmaschine aus. Die lockert den Boden und bringt gleichzeitig das Saatgut aus: Das spare Sprit und Zeit, sagt er.

(NGZ)
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