Korschenbroich Möhrenproduktion im großen Stil

Korschenbroich · Wilhelm Humpesch (51) ist einer der größten Möhrenanbauer der Region. Die eigene Produktion und Erzeugnisse von zehn Berufskollegen werden in seinem Betrieb für den Handel aufbereitet und verpackt. Ein Besuch auf dem Hof.

 Möhren bestimmen seinen Alltag : Wilhelm Humpesch hat sich auf die Karotte spezialisiert. Er bewirtschaftet 140 Hektar und einen Komplex mit Hallen und Kühlhaus. Die Möhren werden dort aufbereitet und handelsfertig verpackt.

Möhren bestimmen seinen Alltag : Wilhelm Humpesch hat sich auf die Karotte spezialisiert. Er bewirtschaftet 140 Hektar und einen Komplex mit Hallen und Kühlhaus. Die Möhren werden dort aufbereitet und handelsfertig verpackt.

Foto: knappe

Möhren schmecken roh, gekocht, als Saft und konserviert. Nach der Tomate sind sie das am zweithäufigsten verzehrte Gemüse. Wilhelm Humpesch erzählt dies gern, und er weiß um das Spektrum der Karotte. Denn er ist auf Möhren sowie deren Aufbereitung für den Handel und Verpackung spezialisiert. Und ja, er isst immer noch gern und täglich Möhre. "Aber eigentlich nie eine ganze, ich nehme mir von den Bruchstücken", sagt der 51-Jährige, der dafür sorgt, dass für den Einzelhandel nur erste Qualität verpackt wird.

Der Hof ist seit Anfang der 50er Jahre in Steinforth. Die Großeltern hatten einen kleinen Betrieb mit viereinhalb Hektar, ein paar Kühen, Schweinen und ein bisschen Gemüse für den Wochenmarkt. Die Eltern konzentrierten sich verstärkt auf Gemüse mit den Schwerpunkten Salat und Möhren. Ab 1995 setzte sich die Möhre komplett durch. Humpesch, der den elterlichen Hof 2000 übernahm, bewirtschaftet 140 Hektar und einen Komplex mit Hallen und Kühlhaus. Die Möhren mit eingerechnet, die er für zehn Berufskollegen handelsfertig verpackt, ist er für 400 Hektar Möhren verantwortlich. "Der Markt war da", resümiert der Landwirt. Er ist überzeugt, dass sich die Spezialisierung über eine intensivere Beschäftigung mit dem Produkt qualitätssteigernd auswirkt. Zugleich weiß er um die Gefahr: "Wenn man mehrere Kulturen hat, hat man natürlich auch mehr Standbeine. Das ist der Spagat."

In der Spezialisierung ist er besonders stark vom Markt abhängig. "Man muss flexibel sein. Wenn der Handel anruft, muss man springen", sagt der Bauer, der an eine Erzeugergenossenschaft in Kempen liefert. In der Regel arbeitet er mit 32 Beschäftigten an sechs Tagen in der Woche. "Doch wenn's sein muss, arbeiten wir auch sonntags. Der Bedarf kann sich kurzfristig ändern. Früher haben die Leute die Ernte genommen, wie Gott sie gefügt hat. Wenn es eine Woche lang keine Möhren gab, war das kein Drama. Das kann sich heute niemand mehr erlauben", erzählt er. Geerntet wird von Ende Juni oder Anfang Juli bis kurz vor Weihnachten, "wenn das Wetter es hergibt".

Nach der Ernte werden die Möhren maschinell vorsortiert, von Hand verlesen, gewaschen und in Zwei-Kilogramm-Schalen verpackt. Im Kühlhaus werden Möhren eingelagert, damit das Gemüse bis in den Mai hinein angeboten werden kann. Beim Transport arbeitet Humpesch mit einer Speditionsfirma zusammen. "Wir reagieren auf Tagesbestellung. Ich weiß nicht, ob ich morgen viel oder wenig brauche. So rufe ich die Lastwagen ab, wie ich sie brauche", erklärt er. Zum Geschäftsmodell sagt er optimistisch: "Es läuft. Im Moment ist das der richtige Weg. Ob das in zehn Jahren noch so ist, wird sich zeigen. Der Markt verändert sich schnell. Man muss am Ball bleiben." Die Kinder haben offensichtlich das Landwirtschaftsgen geerbt. Der Sohn ist bereits mit im Betrieb, die Tochter studiert Agrarwirtschaft.

(NGZ)
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