Korschenbroich Nachbarn wettern gegen neuen Wohnblock

Korschenbroich · Für Brigitte Findeisen ist die Ruhe auf dem Balkon dahin. Sie hat künftig einen Wohnblock vor der Nase: "Der hätte nie genehmigt werden dürfen."

 Sie ist sauer: Der Neubau an der Nordstraße ist für Brigitte Findeisen einfach zu massiv und zu hoch. "Der Klotz gehört da nicht hin."

Sie ist sauer: Der Neubau an der Nordstraße ist für Brigitte Findeisen einfach zu massiv und zu hoch. "Der Klotz gehört da nicht hin."

Foto: Ruth Wiedner-Runo

Seit mehr als 40 Jahren lebt Brigitte Findeisen in Kleinenbroich, davon bereits 20 Jahre an der Jan-Pallach-Straße. "Mein Mann und ich, wir sind damals bewusst von Neuss nach Kleinenbroich gezogen", beteuert die 71-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Heute ist sie sich nicht mehr sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Brigitte Findeisen fragt: "Wo ist mein liebenwertes Kleinenbroich geblieben?" Und weiter stellte sie kritisch fest: "Hier baut mittlerweile jeder, wie er will."

Das Neubau-Vorhaben an der Nordstraße gab ihr jetzt "den Rest". Als im Vorjahr die neuapostolische Kirche abgerissen wurde, ein niedriger unscheinbarer Flachdachbau, fühlte sie sich gewarnt. Auf dem Grundstück wurde ein Schaukasten mit Plänen aufgestellt. "Die Baubeschreibung zeigte uns allen einen rechteckigen Wohnblock mit Flachdach. Und was ist jetzt", schimpft Findeisen. "Ich fühle mich regelrecht verschaukelt. Jetzt kriegt der Koloss für mich völlig überraschend auch noch ein Satteldach." Die Ruhe auf ihrem Balkon und auf ihrer Terrasse sieht sie massiv gestört: "Da kann uns ja jeder in den Suppenteller gucken." Einen Vorwurf, den auch einige ihrer Nachbarn erheben. Die 71-Jährige vermisst den Schutz der Stadt: "Die Verwaltung hätte dieses Mehrfamilienhaus nie genehmigen dürfen. Das passt hier größenmäßig einfach nicht hin."

Die Verärgerung von Brigitte Findeisen kann der Technische Beigeordnete der Stadt, Georg Onkelbach "gut nachvollziehen". Jetzt werde der massive Baukörper des dort entstehenden Mehrfamilienhauses so richtig sichtbar. Allerdings räumt Onkelbach auf Anfrage ein: "Das Mehrfamilienhaus, das jetzt auf dem früheren Kirchengelände an der Nordstraße errichtet wird, erfüllt die Vorgaben des Bebauungsplanes Auf den Kempen." Der stammt allerdings aus den 1970er-Jahren. "Hierzu sind weder Befreiungen erteilt noch Änderungen beschlossen worden. Der B-Plan gibt keine Höhenfestsetzungen, sondern nur die Zahl der Geschosse vor." Der Beigeordnete betont: "Der Bau von Mehrfamilienhäusern an dieser Stelle ist rechtlich so in Ordnung." Sein Hinweis: Sollte künftig die Politik etwas anderes wünschen, müsse vorher der B-Plan entsprechend geändert werden."

Ratsfrau Marlene Hülser, die jetzt im Stadtrat bereits die Bauhöhe beklagte, wurde von Onkelbach an die Planungen erinnert: "Das Haus ist so hoch, wie es ist. So, wie Sie es im Ausschuss beschlossen haben."

(NGZ)
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