Korschenbroich Neue Wohnungen auf dem Gehlenhof

Korschenbroich · Um die historische Form des mittelalterlichen Vierkanthofs zu erhalten, werden die ehemaligen Stallungen zu Wohnungen umgebaut.

 Der Gehlenhof von oben. Der mittelalterliche Vierkanthof bleibt in seiner Form erhalten. Im Innern wird dafür kräftig modernisiert, damit Wohnungen entstehen können.

Der Gehlenhof von oben. Der mittelalterliche Vierkanthof bleibt in seiner Form erhalten. Im Innern wird dafür kräftig modernisiert, damit Wohnungen entstehen können.

Foto: Lothar Berns

Familienbesitz verpflichtet - diese Maxime macht auch Marie-Theres Wenner zur Grundlage ihres Handelns. Zumal, wenn es um den historischen Gehlenhof geht, der sich seit rund 200 Jahren im Besitz ihrer Familie befindet. Vor kurzem hat sie die denkmalgeschützten, leerstehenden Stallungen und das davor liegende Wirtschaftshaus an einen Investor verkauft. Bis Ende 2018 sollen sie in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege in eine Wohnanlage mit neun modernen Wohneinheiten umgebaut werden.

 Die Stallungen werden zu Wohnungen umgebaut.

Die Stallungen werden zu Wohnungen umgebaut.

Foto: Berns Lothar

"Mein Ziel ist es, den Gehlenhof als geschlossene Anlage zu erhalten und seinen Charakter als typisch rheinischen Vierkanthof zu wahren. Und das geht nur, wenn die Gebäude auch genutzt werden", erläutert Marie-Theres Wenner ihren Entschluss. Denn eines ist für die Hausherrin gewiss: Gebäude, die leer stehen, verfallen langsam. Und das möchte sie verhindern. Seit 1983 leben Marie-Theres und Franz-Georg Wenner in dem stattlichen Haupthaus des Gehlenhofs in Epsendorf. Damit sind sie die ersten Eigentümer, die auf den Hof gezogen sind. Zuvor war die Anlage stets verpachtet gewesen. Doch die Zeiten sind längst vorbei, als der Gehlenhof ein großer landwirtschaftlicher Betrieb war, als noch Kühe im Stall standen und Traktoren in der Scheune. Die Scheune sei eine der längsten und höchsten im weiten Umkreis gewesen, sagt die Hausherrin. Trotzdem wurde die Scheune durch das Ständerwerk zu eng für die modernen Landmaschinen und Traktoren und verlor ihre Funktion. "Da war es für uns konsequent, die Scheune sowie die Wirtschaftsgebäude zu verkaufen, so dass sie in Wohnungen und Häuser umgebaut und erhalten werden konnten", sagt sie.

Das war 1995 gewesen. Jetzt werden auch die Stallungen und das unmittelbar daran angrenzende Haus, in dem einst der Stallknecht lebte, zu Wohneinheiten, nachdem zuletzt auch die Pferde von Marie-Theres Wenner hier ausgezogen sind. "Wir haben lange gesucht. Das Konzept des Investors hat uns schließlich überzeugt", sagt sie. Die neuen Bewohner werden auf geschichtsträchtigem Boden leben: Der Gehlenhof war ursprünglich ein Lehen des Klosters Gerresheim, bevor er 1304 in den Besitz der Neusser Clarissen gelangte. Rund 500 Jahre später ersteigerte mit Heinrich Weidenfeld ein Vorfahr von Marie-Theres Wenner den Hof für 40.000 Taler. Gleichzeitig erwarb er auch das Rittergut Birkhof. An den Sohn des Käufers, an Peter-Josef Weidenfeld, erinnert heute noch der Schlussstein des Torbogens, der seine Initialen und die Jahreszahl 1854 trägt. Damals wird das Herrenhaus des Gehlenhofs schon gestanden haben, dessen Alter Marie-Theres Wenner auf rund 250 Jahre schätzt. Wie alt die Stallungen sind, ist ungewiss. "Mindestens 100 Jahre", vermutet sie. Das Besondere daran ist, dass der Kuhmist einst hinter dem Stall und nicht mitten in der Hofanlage gelagert wurde. "Das war damals ganz fortschrittlich", sagt sie.

(NGZ)
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