Einsatz nach Unfall auf B 230 Notfallseelsorger betreuen Einsatzkräfte und Angehörige

Korschenbroich/Neuss · Nach dem schweren Unfall auf der Bundesstraße 230 in Korschenbroich, ist am Donnerstagmittag auch der dritte Insasse eines Autos verstorben. Am Unfallort brauchten am Mittwoch nicht nur die Angehörigen psychologische Unterstützung.

Manche Einsätze sind auch für hartgesottene Hilfskräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst belastend. Die Szenerie, die sich den Rettern am Mittwochnachmittag gegen 16.30 Uhr auf der Bundesstraße 230 in Korschenbroich bot, gehört dazu: Ein völlig zerstörtes Auto lag am Straßenrand, ein Motorrad direkt daneben, die Vorderfront eines Lastwagens war zerstört - die Straße zwischen Glehn und Liedberg glich einem Trümmerfeld. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagte ein Polizist vor Ort.

Drei Männer verloren ihr Leben, als sie mit ihrem blauen Ford Focus frontal auf einen Lkw im Gegenverkehr prallten. Zwei Mönchengladbacher waren sofort tot, ein 37-Jähriger starb am Donnerstag im Krankenhaus. Auch ein 57-jähriger Motorradfahrer, der hinter dem Unfallwagen stürzte, und der 26-jährige Lkw-Fahrer kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. "Für uns war es ein belastender Einsatz, den wir seit Jahren in dieser Form nicht hatten", fasst Korschenbroichs Feuerwehr-Chef Frank Baum die Rettungsversuche zusammen.

180 Fälle pro Jahr für Notfall-Seelsorger im Rhein-Kreis Neuss

Zum Einsatz gerufen wurden an diesem Nachmittag auch zwei Mitarbeiter der Notfallseelsorge der evangelischen und katholischen Kirche in Neuss. Sie betreuten Einsatzkräfte und Angehörige. "Wir waren mit einem Seelsorger und einem Assistenten vor Ort", erklärt Peter Zimmermann. Er koordiniert die Notfallseelsorge im Rhein-Kreis.

Korschenbroich: Tödlicher Unfall auf B230
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Tödlicher Unfall auf B230

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Foto: Emergency-Report.de - Ohmen

Seine Mitarbeiter sind allesamt Ehrenamtler, über 50 an der Zahl, die jeweils 80 Stunden praktische und theoretische Ausbildung absolviert haben. "Man muss für diesen Job aber auch sehr gefestigt sein und Lebenserfahrung mitbringen", sagt Zimmermann. In den meisten der über 180 Fälle pro Jahr wird sein Team zu den Angehörigen von Verstorbenen nach Hause gerufen. Am Mittwoch wurde ihre Hilfe direkt an der Bundesstraße gebraucht.

"Sowas passiert nur in Ausnahmesituationen", sagt Zimmermann. Er erklärt, wie die Ehrenamtler am Unfallort helfen: "Wir hören den Betroffenen zu, führen Gespräche oder vermitteln weitere Hilfe. Die meisten Menschen wollen in so einer Situation nicht alleine sein. Wir leisten seelischen und moralischen Beistand in der ersten Stunde." Die Notfallseelsorger selbst können ihre Erlebnisse anschließend im Gespräch mit anderen Kollegen verarbeiten.

Unfallursache noch völlig unklar

Die nach solch tragischen Ereignissen oft gestellte Frage nach dem Wieso, konnte unterdessen am Tag danach noch nicht beantwortet werden. "Dazu man noch überhaupt nichts sagen, dafür ist es viel zu früh", sagte Polizeisprecherin Daniela Dässel. Das Verkehrskommissariat hat die Ermittlungen aufgenommen, noch bis 21 Uhr am Mittwochabend wurden am Unfallort Aufnahmen gemacht, die Straße blieb bis dahin gesperrt.

Trotz eines tödlichen Rollerunfalls im Jahr 2015, sei die die Straße bislang nicht als Unfallschwerpunkt aufgefallen, teilte die Polizei mit. 2016 gab es hier zwei Unfälle mit Leichtverletzten. Die Polizei führt regelmäßig Tempokontrollen durch, erst gerade wurde für nächste Woche Mittwoch eine Blitzeraktion für die Unfallstrecke angekündigt.

(cbo)
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