Korschenbroich Nur zwölf Prozent für Glasfaser-Ausbau

Korschenbroich · Die Deutsche Glasfaser geht mit ihrer Nachfragebündelung in die Verlängerung. Für den Breitbandausbau müssen 40 Prozent aller Haushalte einen Vertrag schließen. Jetzt will eine Bürgerinitiative an zwei Info-Abenden Fragen klären.

 Haben 10.000 Flyer mit Einladungen für die Info-Abende ihrer Initiative verteilt (v.l.): Ute Behrendt aus Neersbroich, Johannes Schellen aus Pesch, Stefan Schnock aus Raderbroich und Holger Fischer aus Korschenbroich.

Haben 10.000 Flyer mit Einladungen für die Info-Abende ihrer Initiative verteilt (v.l.): Ute Behrendt aus Neersbroich, Johannes Schellen aus Pesch, Stefan Schnock aus Raderbroich und Holger Fischer aus Korschenbroich.

Foto: cka

Gut zwölf Wochen nach dem Start der Nachfragebündelung fällt das Ergebnis für die Stadtteile Korschenbroich, Kleinenbroich, Pesch, Herrenshoff, Neersbroich und Raderbroich nüchtern aus: Kein Ort kratzt in Sachen Breitbandausbau durch die Deutsche Glasfaser (DG) auch nur annähernd an der 40-Prozent-Quote. Das private Unternehmen will die Internet-Nutzer aber nur dann mit einem eigenen Glasfaser-Anschluss versorgen, wenn 40 Prozent aller Haushalte einen Zwei-Jahres-Vertrag mit der DG abschließen.

In Korschenbroich liegt die Zahl bei gerade einmal zwölf Prozent, in Kleinenbroich bei 15. Bei den kleinen Dörfern sieht das Ergebnis etwas besser aus, dort ist Neersbroich mit 25 Prozent Spitzenreiter. Doch auch das reicht nicht. "Die Nachfragebündelung läuft eher mittelmäßig", sagt Glasfaser-Projektmanager Dennis Schiefke. In vielen anderen Orten sei sie besser verlaufen. "Viele Korschenbroicher lassen sich schwer überzeugen." Jetzt will das Unternehmen die Nachfragebündelung bis Dezember verlängern.

Diese Frist will eine Bürger-Initiative nutzen, deren Mitglieder aus eben diesen Stadtteilen kommen. Für diesen Montag und diesen Dienstag laden sie interessierte Bürger ein, an Info-Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen sie "von Nachbar zu Nachbar" erklären wollen, was den Glasfaser-Ausbau aus ihrer Sicht so wichtig macht.

Unterstützung erfahren sie aus dem Rathaus: Dort wird das Angebot der DG als große Chance wahrgenommen. "Das Engagement der Bürger finden wir großartig. Den Menschen wird die Möglichkeit geboten, im direkten Gespräch Fragen und Erfahrungen auszutauschen", sagt der Beigeordnete Thomas Dückers. Um weiter Anschluss an den digitalen Wandel zu halten, sei die Versorgung mit schnellem Internet unabdingbar: "Durch die Verlegung der Glasfaser-Technik können wir unsere Stadt fit für die Zukunft machen. Wir haben jetzt die Chance, eine Infrastruktur und eine Flächendeckung zu erhalten, die sonst kaum zu erreichen wäre," sagt er. Dies sei auch wichtig für die Schulen im Stadtgebiet, die nur dann einen Anschluss erhalten, wenn die 40 Prozent zusammenkommen.

Das Problem: Viele Korschenbroicher fühlen sich gut versorgt und sehen keinen Anlass dafür, mit der DG einen Vertrag zu schließen. "Viele wissen überhaupt nichts mit dem Begriff Glasfaser anzufangen", berichtet Ute Behrendt von der Bürgerinitiative, die in den vergangenen Tagen stark für beide Info-Veranstaltungen geworben hat. Sie ist von Tür zu Tür gegangen und hat mit vielen Leuten gesprochen, die die Briefe der DG offenbar ungelesen entsorgt hätten, meint er. Zu denjenigen, die schwer zu überzeugen seien, zählten Bürger ab etwa 40 Jahren, die nicht regelmäßig im Internet unterwegs seien. Statistiken belegten, dass die Zahl derer, die das Internet nutzten, ab einem Alter von etwa 60 Jahren rapide abnehme. In Korschenbroich und den umliegenden Orten ist dem Stand von Ende 2015 nach jeder vierte Einwohner (knapp 29 Prozent) älter als 60 Jahre.

Die Bürgerinitiative würde am liebsten genau die Menschen, die sich mit der Geschwindigkeit ihres Internets zufrieden geben, zu ihren Veranstaltungen begrüßen. "Uns geht es um die Zukunft. Korschenbroich gilt schon jetzt als unterversorgt. Mit einem eigenen Glasfaser-Anschluss für jeden Haushalt haben wir jetzt die Chance, auch als ländlicher Ort mal nicht hinten anzustehen", sagt Holger Fischer aus Korschenbroich. Sonst blieben die Bürger weiter auf bestehende Kupferkabel angewiesen. Fischer wird bei den Info-Abenden im Realschul-Forum und der Aula des Gymnasiums eine Präsentation zeigen, andere Mitglieder der Initiative wollen Fragen beantworten. Vertreter der DG werden übrigens nicht dabei sein.

(cka)
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