Korschenbroich Oldtimer-Fan erforscht Fahrzeuggeschichte

Korschenbroich · Fritz-Jürgen Hahn von den Oldtimerfreunden Glehn erforscht Historie der rheinischen Fahrzeugindustrie - und fördert Erstaunliches zutage.

Wenn's sein muss, legt Fritz-Jürgen Hahn (73) auch selbst Hand an: Dieses Zweirad mit rheinischem "Snob"-Motor von 1922 und preußischem Kennzeichen für Düsseldorf hat er erst vor kurzem in den Originalzustand zurückversetzt.

Wenn's sein muss, legt Fritz-Jürgen Hahn (73) auch selbst Hand an: Dieses Zweirad mit rheinischem "Snob"-Motor von 1922 und preußischem Kennzeichen für Düsseldorf hat er erst vor kurzem in den Originalzustand zurückversetzt.

Foto: cka

Die Ford-Werke in Köln und die Sprinter-Werke von Mercedes in Düsseldorf produzieren heute als einzige Hersteller Fahrzeuge im Rheinland. Das war nicht immer so, denn was viele nicht wissen: Sie sind nur das, was von der einst boomenden Fahrzeugindustrie im Rheinland übrig geblieben ist.

"Vor rund 100 Jahren waren es allein im Rheinland noch mehr als 200 Motorradhersteller und gut 40 Pkw-Produzenten", sagt Fritz-Jürgen Hahn (73), Mitglied der Oldtimerfreunde Glehn. Seit gut 30 Jahren sammelt er leidenschaftlich rheinische Fahrzeuge und all das, was mit ihnen zu tun hat: Führerscheine, Prototypen, Werkzeug, Werbung und andere zeitgenössische Dinge.

"Mich begeistert vor allem die Entwicklung der Technik", sagt Hahn, der von Haus aus Ingenieur ist und schon sein ganzes Leben lang - zuletzt als TÜV-Sachverständiger - mit Fahrbarem zu tun hat.

Die Leidenschaft fürs Sammeln rheinischer Fahrzeuge packte ihn vor 33 Jahren bei einem Vortrag über einen Lkw-Dieselmotor der Marke "Daag" aus dem Rheinland, die aber unter seinen Zuhörern niemand kannte. "Die meisten wissen nicht, wie viele Fahrzeuge ab der Jahrhundertwende, vor, nach und zwischen den beiden Weltkriegen hier in der Region produziert wurden", erklärt Fritz-Jürgen Hahn. Dabei seien beispielsweise die Autos im Straßenbild der 1950er Jahre in Düsseldorf größtenteils "in der Nachbarschaft" hergestellt worden.

Dazu zählen Marken wie der Oberkasseler Motorenhersteller "Snob", die Firma "DKW" (Deutsche Kraftwagen) als Teil des Autounion-Konzerns, die im heutigen Sprinter-Werk Unterrath produzierte, oder etwa die Hoffmann-Werke, die als einziger Hersteller der Vespa in Deutschland in die Geschichte eingingen. Das Zweirad genießt bis heute bei Liebhabern Kultstatus - "doch viele wissen nicht, dass die Vespa auch hierzulande gebaut wurde. Genauer gesagt in Ratingen-Lintorf", sagt Fritz-Jürgen Hahn schmunzelnd. Sogar Bugatti habe einen Standort am Rhein gehabt.

Er teilt seine Sammelleidenschaft nicht nur mit den Mitgliedern der Glehner Oldtimerfreunde um deren Vorsitzenden Wolfgang Kremer, sondern auch mit seinem Sohn Mika (38). Dieser tritt in die Fußstapfen seines Vater, leitet den Düsseldorfer Standort der "Classic Remise", ein Zentrum für Autokultur in einem ehemaligen Abstellbahnhof in Oberbilk. Dort präsentieren die Hahns mit weiteren Oldtimerfreunden eine Vielzahl rheinischer Fahrzeuge in einer Dauerausstellung. Zu sehen sind dort ausschließlich motorisierte Zweiräder, die Vorgänger der heutigen Autos mit Karosserie. Die seltenen Stücke im Originalzustand reihen sich dort nur so aneinander; und das mit dem Sammeln will - wie das nunmal so ist, wenn einen das Fieber packt - einfach kein Ende nehmen.

Aber warum sollte es auch? Bei den Glehner Oldtimerfreunden ist Fritz-Jürgen Hahn für seine spezielle Sammelrichtung bekannt. "Und wir helfen uns auch untereinander, wenn wir von etwas Interessantem hören", sagt Hahn, der nicht nur gerne fachsimpelt, sondern auch immer wieder andere Oldtimerfreunde mit dem überrascht, was tatsächlich zur rheinischen Fahrzeuggeschichte gehört.

(NGZ)
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