Korschenbroich Pescher wünschen sich einen neuen Gasthof

Korschenbroich · Nach dem Abriss von Deuss werden Erinnerungen wach. Die Stadt war ohne Chance, den Abriss zu verhindern. Neuer Treff schon Ende 2019?

 Mit schwerem Gerät wurde der ehemalige Gasthof Deuss in Korschenbroich abgerissen.

Mit schwerem Gerät wurde der ehemalige Gasthof Deuss in Korschenbroich abgerissen.

Foto: Isabella Raupold

Der Anblick ist für viele Pescher Bürger schmerzhaft: Das rote Fachwerkgemäuer der ehemaligen Traditionsgaststätte Deuss steht nicht mehr. Nach dem Abriss ragt noch verloren ein Bagger aus den verbliebenen Trümmern. Hinter dem Bauzaun türmen sich Mauerstücke, Steinreste, gesplitterte Balkenstücke. Über allem liegt der Geruch von Bauschutt und Staub, während der alte Saal gespenstig verlassen ruht und die Platanen eine kleine Insel bilden.

Der Saal als Versammlungsraum und die geliebten, im Sommer schattenspendenden Platanenreihen bleiben erhalten. Sie sind einbezogen in die Pläne für den Neubau auf dem Areal zwischen Kleinenbroicher Straße, Kapelle und Pfarrkirche St. Marien. Die Hoffnung, dass auch das so charakteristische Fronthaus des Traditionsbetriebes saniert und einbezogen werden könnte, haben sich zerschlagen. Dessen Bausubstanz soll zu schlecht gewesen sein, die Investitionskosten wären zu hoch gewesen.

Der Ur-Pescher Friedel Herten erinnert sich: "Für mich war das ein Ort, wo man sich traf und die Vereine ihre Versammlungen abhielten. Das ist ein großer Verlust für Pesch und die Dorfgemeinschaft". Herten hofft allerdings, dass mit dem Neubau auch ein neuer Treffpunkt der Kommunikation, eine neue Seele im Ortskern nachfolgt. Denn Investor und Bauherr Winfried Stoffel hat zugesagt, dass bis 2019 neben Wohnungen auch ein neuer Gastronomiebetrieb samt Platanen-Biergarten entstehen soll. "Da fehlt jetzt etwas. Hier war es früher immer brechend voll. Da traf sich halb Pesch. Beim Schützenfest hat Johannes Deuss für die Vereine ein kostenloses Frühstück spendiert", erinnert sich Andi Bommes an vergangene Zeiten, in denen die Gaststätte eine Institution war. Bommes wohnt seit 18 Jahren schräg gegenüber. Er weiß, dass die Schützen der St. Donatus-Bruderschaft nun in andere Korschenbroicher Gaststätten, wie zum Beispiel "Oedinger", ausweichen. Die Generalversammlung der Schützen findet im 150 bis 200 Personen fassenden Jugendheim der Kirche statt. Bommes ist überzeugt, dass der Abriss vor allem für die älteren Bürger ein großer Verlust ist. "Sie müssen sich etwas Neues suchen, wo sie hingegen können", gibt er zu bedenken. Der Anwohner ist froh, dass der Platanengarten erhalten bleibt, und er ist wie Herten zuversichtlich, dass am selben Ort ein neuer Treffpunkt entsteht. "Es soll ja alles nächstes Jahr fertig werden. Da freuen wir uns drauf", sagt er.

Hätte der Abriss verhindert werden können? Etwa durch eine Intervention der Stadt? "Der Gasthof stand nicht unter Denkmalschutz. Daher hatten wir kein Mitspracherecht und keine Möglichkeit, etwas zu verfügen. Nach Aussage des Eigentümers hat sich im Rahmen von Prüfungen ergeben, dass das Gebäude für eine Sanierung zu marode ist. Der Eigentümer hat einen Antrag auf Abriss gestellt, den wir genehmigt haben", erklärt Beigeordneter Georg Onkelbach. Er stellt fest, dass der Investor von sich aus die Zusage gegeben hat, einen Gasthof in die Planung einzubeziehen. Der Rat der Stadt hätte allenfalls eine geschäftliche Nutzung, aber nicht im Besonderen einen Gaststättenbetrieb festlegen können.

Zur Frage, ob er Konfliktpotential in der Kombination von Wohnungen und Gaststätte sieht, stellt Onkelbach fest: "Ein Lärmschutzgutachten hat ergeben, dass die Lärmgrenzwerte eingehalten werden." Zur Fertigstellung kann die Stadt dem Investor keine Auflagen machen. Doch Ende 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.

(NGZ)
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